TIJUANA PANTHERS – Semi sweet

Wer einmal zu Fuß die amerikanische Grenze von San Diego nach Tijuana überquert hat, der weiß bereits bei den ersten Sekunden dieses Albums, dass die TIJUANA PANTHERS trotz ihres Namens nicht aus dem besagten Moloch stammen können. Denn bereits die wenigen Meter über die direkt an der Grenze liegende, über einen ausgetrockneten Kanal führende Fußgängerbrücke, auf der zahlreiche, aus ärmsten Verhältnissen stammende mexikanische Staatsbürger die Touristen empfangen und um ein paar Cent anbetteln, während sie von einem besseren Leben jenseits der Hochsicherheits-Grenzanlage träumen, machen deutlich, dass die realen Lebensverhältnisse in der Grenzstadt partout nicht mit dem unbeschwerten Sound des Trios in Einklang zu bringen sind.
Tatsächlich kommen die TIJUANA PANTHERS aus Long Beach und legen mit ihrer Mischung aus Beatmusik, Garagenrock und Beach-Punk den Verdacht nahe, dass Bands wie THE BEATLES, WIPERS, BUZZCOCKS, BEACH BOYS oder THE CRAMPS einen nicht unerheblichen Einfluss auf ihr Schaffen ausüben. Stücke wie „Father figure“, „Forbidden fruit“ oder „Baby I´m bored“ gehören zu dieser Art von Songs, bei denen man automatisch Handclaps hört, obwohl eigentlich gar keine da sind. Und genau das ist wohl auch der Grund, weshalb das Album so gut funktioniert: Die TIJUANA PANTHERS laden den Hörer zu einem zwanglosen, akustischen Strandausflug ein, der zumindest so lange Spaß macht, bis sich der Sonnenbrand bemerkbar macht und die kalten Getränke alle sind. Über alles weitere kann man sich morgen noch Gedanken machen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.