Rechtzeitig zum Herbst erscheint auf Startracks ein neues Album von TIGER LOU, alias Rasmus Kellermann, der sich erneut allein für das Songwriting verantwortlich zeigt. „A partial print“ knüpft nahtlos an „The loyal“ an, zeigt sich insgesamt jedoch nicht ganz so düster wie sein Vorgänger. Neun Monate lang feilte er in Berlin tagein, tagaus an seinen Songs, bis er sich für weitere sieben Monate ins Studio verschanzte, um zwei Tage pro Woche zusammen mit Rolf Klinth an den Aufnahmen zu feilen. Zehn Songs wurden am Ende auf dem dritten Full Length des Schweden festgehalten, für den geneigten Fan ist „A partial print“ auch als Doppel-CD mit einer Bonus-Remix-CD der Songs erhältlich. Blueprint traf den entspannten 28jährigen Rasmus im Tapete Records-Headquarter knapp einen Monat vor der offiziellen Veröffentlichung seines neuen Albums, um über den aktuellen Stand der Dinge zu sprechen.
[F] Der ersten Version deines neuen Albums liegt eine Remix-CD bei, auf der alle „A partial print“-Songs von diversen Electro-/Techno-Acts neu bearbeitet wurden. Hattest du Einfluss auf die Remixe?
[A] Nein, das war die eigene Arbeit der jeweiligen Künstler. Vom eigentlichen Song wurden nur die Vocals übernommen. Die Ergebnisse sind sehr unterschiedlich, zum Teil wurden nur einzelne Sekunden meines Gesangs verwendet. Meine ursprüngliche Idee war, dass ich den Künstlern zur Bearbeitung nur die Gesangslinien gebe, aber die meisten wollten vorher doch ganz gerne das Original hören.
[F] Und welchen Remix magst du besonders?
[A] Ich finde alle sehr gelungen, aber der Remix von BJ Nilsen, aka Hazard, gefällt mir am meisten. Benny ist ein guter Freund von mir und hat den Song recht dubbig remixt. Dub höre ich auch privat.
[F] Könntest du dir vorstellen, zukünftig auch mit den Remixern zusammenzuarbeiten?
[A] Ja, sehr gerne.
[F] Du hast das Album, mit Ausnahme der Drums, mal wieder alleine eingespielt. Hast du Pontus erklärt, was er genau zu trommeln hat ?
[A] Ich habe zu Hause unzählige Demos aufgenommen, inklusive Drums. Pontus spielt ähnlich wie ich, er hat die Toms zum Teil einzeln nacheinander eingespielt, damit man sie nachträglich noch bearbeiten kann. Das fand er sicher etwas öde, aber andere Songs wurden auch nur in einem Take aufgenommen.
[F] Warum arbeitest du eigentlich schon so lange alleine? Ich las, dass du ursprünglich nicht genügend Leute für eine Band zusammen bekommen hast, aber das Problem hätte sich inzwischen doch sicher lösen lassen.
[A] Ich habe in meinem Kopf immer genaue Vorstellungen, wie ein Song klingen soll, und da ist es einfacher für mich, wenn ich alleine am Songwriting sitze. Ich habe vor TIGER LOU schon in einer „klassischen“ Band gespielt, aber da klangen die Songs am Ende immer anders als ich es mir vorgestellt hätte.
[F] Hat sich der Prozess des Songwritings mit der Zeit geändert?
[A] Früher habe ich die Songs schneller geschrieben, jetzt lasse ich mir Zeit. Inzwischen bin ich unfähig, Songs in trauriger Stimmung zu verfassen, während ich früher in diesen Momenten am kreativsten war. Während des Songwritingprozesses lebte ich mit meiner Frau für mehrere Monate in Berlin. Meine Arbeit gestaltete sich wie ein klassischer Arbeitstag: morgens Frühstück, danach komponieren. Zwischendurch gingen mir zwar mal die Ideen aus, aber dann habe ich mich wieder gefangen. Die meisten Teile entstehen durchs Ausprobieren, eine feste Vorstellung vom fertigen Song habe ich am Anfang noch nicht.
Im Vergleich zu „The loyal“ sind die Vocals auf dem neuen Album sehr stark, da ich viel am Gesang gearbeitet habe. Mit Ausnahme der ersten beiden Songs habe ich nur noch wenig gedoppelt. Außerdem sind die Songs komplizierter geworden und funktionieren nur noch selten nach dem klassischen Strophe/Refrain-Konzept. „An atlas of those our own” besteht zum Beispiel aus acht verschiedenen Parts.
[F] Nehmen denn dir anvertraute Personen am Entstehungsprozesses teil? Sind dir in diesen Momenten beispielsweise die Meinung von Schlagzeuger Pontus, Co-Produzent Rolf oder deiner Frau wichtig?
[A] Rolf und Pontus hören sich meine Ideen auf den Demos an, aber kommentieren sie in der Regel nicht weiter. Meine Frau hat mit dem Findungsprozess eigentlich gar nichts zu tun, da ich nicht gerne unfertige Songs präsentiere.
[F] Was denkst du, woran es liegt, dass dich nach wie vor die Underground-Kultur begleitet, obwohl deine Songs doch eigentlich recht poppig ausgerichtet sind? Liegt es noch immer daran, dass dein Debüt damals auf Scene Police erschienen ist?
[A] Ich denke, dass es auch mit den Clubs zu tun hat, in denen ich spiele, da sie das Publikum mitbestimmen. Die Leute, die ich dort treffe, kennen sich gut mit Musik aus. Durch Scene Police habe ich sicherlich viele Fans bewahrt. Die klassische Emo/HC-Szene, die es damals in Schweden gab, ist heute aber nicht mehr existent. Heutzutage gehen die Leute dort lieber in Bars, was auch zu einem anderen Publikum geführt hat. Aus diesem Grund spiele ich zum Beispiel gerne in Deutschland.
[F] Magst Du denn das Tourleben, wo Du eine komplette Backing Band dabei hast, obwohl Du ja eigentlich sehr autonom arbeitest?
[A] Ich war früher monatelang mit etwa 100 Shows am Stück auf Tour, das habe ich inzwischen etwas reduziert. Ich mag zwar auch das Tourleben, aber lieber schreibe ich an neuen Songs.
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