Man muss kein Schlauberger sein, um THE STRANGE DEATH OF LIBERAL ENGLAND zumindest im UK ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit für ihr Debütalbum „Drown your heart again“ vorauszusagen. Mit Sänger Adam Woolway verfügen sie genau über die Art von Stimme, die zumindest auf der Insel gut ankommt. Sein dunkles Timbre vereint Erinnerungen an die EDITORS, INTERPOL und die TINDERSTICKS. Ein Pfund mit dem man wuchern kann. Aber auch die Musik dieser Newcomer kann sich hören lassen, zumindest, wenn man generell etwas mit Pathos und großem Kino anfangen kann. Grundsätzlich gibt es ziemlich typischen Brit-Pop, angereichert mit etwas Folk und üppigen Arrangements mit Bläsern, Streichern, Quetschkommode, Xylophon, teilweise mit ganzem Orchester und Chor. Wirklich überfrachtet klingt das zum Glück jedoch nicht, was der recht luftigen Produktion von Dave Allen (THE CHAMELEONS, DEPECHE MODE, THE CURE) geschuldet ist. Andererseits zieht sich auch ein recht deutlicher 80er-Jahre-Schleier durch das Album. Gar nicht auszudenken, wie dieses Album im Klanggewand des letzten ARCADE FIRE Albums wirken würde. Wo der Name gerade gedropt wurde, ARCADE FIRE werden immer wieder gerne als Vergleich herangezogen und ganz von der Hand zu weisen ist dieser Vergleich auch nicht. Doch anstatt an den schweren Hypotheken der Vorschusslorbeeren und dem obligatorischen Hype in ihrer Heimat zu ersticken, hauen TSDOLE eine Hymne nach der anderen aus dem Ärmel. Es geht Schlag auf Schlag, Emotionen pur. Mit „Rising sea“ ist ihnen zudem noch ein richtiger Hit gelungen, der in seiner Intensität an die besten Momente der WATERBOYS erinnert. Stichwort: sea. Das Thema Ozean/Wasser/Küste zieht sich als roter Faden durch alle Songs. Ein weiterer Song, der unbedingt aus dem kompakten Gesamtwerk herausgehoben werden muss, ist „Shadows“. Wenn das Teil nicht irgendwann auf allen halbwegs garen Sendern dudelt, weiß ich auch nicht mehr. Es ist überhaupt erstaunlich, dass TSDOLE diese Power fast bis zum Schluss ihres Debüts durchhalten. Erst mit den beiden letzten Songs „Yellow flowers“ und „Dog barking at the moon“ nehmen sie Tempo und Wucht heraus, schrauben das Pathos aber, vor allem im letzten Song, bis sehr hart an die Schmerzgrenze. Doch süßlich wird das nie, dafür wirkt das alles zu echt, zu unverkrampft, zu unperfekt. Ein schmaler Grat, den sie tatsächlich zu meistern wissen. Das Album endet mit Wellen, die sanft an den Strand rauschen. Man hört Schritte im Sand knirschen und plötzlich spielt eine New Orleans Brassband den finalen Trauermarsch, den Zapfenstreich. Nicht jeder wird „Drown your heart again“ mögen, doch den Hut darf jeder für dieses kraftvolle und in sich absolut stimmige Album und seine abwechslungsreichen Arrangements ziehen.
Free Download von „Rising sea“: http://soundcloud.com/revolverpromotion/03-rising-sea