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THE RAKES – Capture / release

Die erste Welle der New Wave of the British New Wave ist ja schon über uns hinweggeschwappt. Was jetzt kommt, wird automatisch kritisch beäugt. Wie dünn ist die servierte Suppe? Wo wurde geklaut? Alles Käse! Solchen Gefühlen sollte man sich schleunigst entledigen, will man nicht weitere ganz heiße Silberlinge verpassen. Nun also die zweite Welle. Heute: THE RAKES. Junge Wilde, wie gehabt. Und auch sie haben sich die alten Helden der frühen Achtziger genau angehört. „Capture / release“ hätte auch damals eine verdammt gute Figur abgegeben. Trotzdem klingt das hier nicht nach Eintopf, denn THE RAKES besitzen Stil und Talent genug, ihr ureigenes Süppchen zu kochen. Zickig, zackig, bissig. Alles schön staubtrocken. Etwas Rotz in der Gitarre hier, etwas Knarz im Bass dort, kein unnötiger Ballast. Die kompakten Songs sind mitreißend, eingängig und mit viel Verve direkt auf den Punkt zusammengezimmert. So muss das sein. Keine Überraschung, denn mit Paul „in allen Gassen“ Epworth (u.a. BLOC PARTY, THE FUTUREHEADS, MAXIMO PARK) saß auch hier DER Mann der Stunde an den Knöpfen. Einzige Übereinstimmung mit den o. g. Bands der ersten Welle ist die unbedingte Frische der Songs. Weniger hektisch als BLOC PARTY, straighter und nicht früh-XTC-orientiert wie THE FURUREHEADS und schon gar kein Glam. „Capture / release“ ist ein klasse Album und gleichzeitig eine formidable Hitsammlung, denn jeder Song wäre eine Singleauskopplung wert. Es geht Schlag auf Schlag. Die frivole Agentenstory „Strasbourg“ eröffnet, übergibt nahtlos an „Retreat“, gefolgt von der ultimativen 90-Sekunden-Abrechnung mit Spießbürgerjobs „22 grand job“ und und und. Die aktuelle Single „Work, work, work (pub, club, sleep)“ beendet diese rasante elf mal 100-Meter-Staffel. Auch textlich gibt das Album so manches her. Mal wird mit der gebührenden Ruppigkeit das verheerende Weltbild dieser Tage, mal mit der nötigen Schroffheit die Leere des Alltages skizziert. Drücken wir die Daumen, dass THE RAKES ihren Teil dazu beitragen, das elendige 80er-Plastik-Synth-Pop-Revival aus den Charts zu verdrängen. Aber zackig, bitte schön!

Wer jetzt noch zögert sollte sich erst mal der „Retreat“-EP anvertrauen. Mit eben dem „Retreat“ und „Strasbourg“ ersteht man zwei Album-Tracks, ergänzt um „Dark clouds“ und „Just got paid“. Die EP bietet einen feinen Querschnitt durch das Debütalbum, und wer hier nicht anbeißen mag, kann es dann auch gleich ganz bleiben lassen.