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THE INDELICATES – American demo

Brighton rockt. Kann man nicht anders sagen. THE INDELICATES sind die nächsten, die sich anschicken, die Fahne des altehrwürdigen südenglischen Seebads in die Welt zu tragen. Der Hype um ihre Debütsingle „Waiting for Pete Doherty to die“ erfährt nun durch das vorliegende Debütalbum „American demo“ einige Nachhaltigkeit. ART BRUT-Frontmann Eddie Argos geht ja angeblich unheimlich steil auf den Fünfer um das Songwriter-Duo Simon und Julia und lässt derzeit kein Medium aus, dieses der Welt auch kund zu tun. Auf ihrem Debüt verpacken THE INDELICATES so einiges mehr an zynischen Texten in hübsche, kleine Popsongs, die mal nicht dem derzeitigen Trend folgen, sondern eher eine allgemeine Zeitlosigkeit ausstrahlen. Das ist oft im ersten Moment nicht sehr aufregend, gewinnt aber nach einigen Durchläufen an Gewicht. Munter wird aus 30 Jahren Brit-Pop zusmammengemopst, was gerade passt. Den Gesang teilen sich Simon Clayton und Julia Clarke Lowes, jeder darf mal ran, und mal machen sie’s auch gemeinsam. Zu hören gibt es natürlich Schrammelgitarren und die Standardrockinstrumente, aber auch Klavier, Keyboards, Synthies und Steel-Drums! Und man erlebt die Rückkehr der Sologitarre in den Indiepop. Ungeniert dödelt sie immer und überall herum. Ob das jedoch jedermanns Sache ist? Nach einem kurzen, klassischen Intro überrascht die Band mit einem ersten, recht nachdenklich klingenden Song. Der Titel „Last significant statement to be made in rock’n’roll“ sagt alles. Im folgenden, hippeligen „Our daughters will never be free“ darf Julia ran und weckt Erinnerungen an Sirenen wie z.B. LENE LOVICH. „Better to know“ und „If Jeff Buckley had lived“ erinnern an die Hochphase der GO-BETWEENS, „Julia, we don’t live in the 60s“ an späte CLASH mit Flöte. Ganz groß gelingt ihnen der superbe Popsong „Sixteen“ und das nicht unwesentlich rockende „America“, das so auch von der frühen NEW MODEL ARMY hätte kommen können. In „Heroin“ kippen sie ihre ganze Zitatenkiste auf einmal aus. Der Song wechselt wie ein Chamäleon seinen Charakter. Zuerst eine Piano-Ballade, nimmt es Fahrt auf wie ein später CLASH-Song, nur um wenig später blitzender Poprock zu sein, der gerne von BRUCE SPRINGSTEEN gesungen werden will, bevor das Piano wieder den Mantel der Betulichkeit ausbreitet. Mit „Stars“ wagt man gar einen Abstecher in den Art-Rock à la DRESDEN DOLLS, was sie sich, für meinen Geschmack, hätten schenken können. Produzent Brian O’Shaunghessy (u.a. PRIMAL SCREAM) hat diesem runden Pop-Album ein funkelndes und abwechslungsreiches Klangbild verpasst, was die eigentlich konventionellen Kompositionen auf „American demo“ subtil aufwertet.