THE HEAVY? Kein großer Name, der unbedingt geläufig ist. Aber auch wenn der Band der große Mainstream-Durchbruch bisher verwehrt blieb: So ziemlich jeder hat schon mal einen Song des Quartetts aus Bath gehört; insbesondere „How you like me now“ wurde schon in jedem erdenklichen Filmgenre verwendet, von der Romantikkomödie bis zum Actionkracher, auf dem Soundtrack von Computerspielen und in Werbespots.
2023 ist es also soweit: Der bandgewordene Tarantino-Soundtrack schlägt wieder zu: Soul, Garage-Rock, Blues, Gospel, Indie, ab und zu eine Prise HipHop und ein bisschen Punk-Spirit. All das (und vielleicht noch mehr) vereinen THE HEAVY auf einem Album, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Trotz der stilistischen Bandbreite klingt alles wie aus einem Guss. Und das, obwohl das Album zum einen über zwei Kontinente hinweg entstanden ist (Sänger Kelvin Swaby lebt seit einigen Jahren in den USA, während der Rest der Band nach wie vor in Großbritannien beheimatet ist), und zum anderen zwar während der Corona-Pandemie aufgenommen, aber erst jetzt veröffentlicht wurde.
Für Fans von THE HEAVY klingt alles gewohnt einladend: Die Bläser dröhnen laut aus den Boxen, alles groovt, sprüht vor Spielfreude und lädt zum Tanzen und Mitsingen ein. „Hurricane coming“? Ein grandioser Opener. „Bad muthafucker“? Bittet zum Tanz in einem schwitzigen, leicht heruntergekommenen Club. „I feel the love“? Verbreitet ansteckend gute Laune.
Doch bei all dem Genre-Hopping sticht ein Song besonders heraus: „Stone cold killer“ in der Mitte des Albums – hier wagen sich THE HEAVY zum ersten Mal in ihrer Karriere in stadiontaugliche Glam-Rock-Gefilde. Und dieser Sound inklusive exzessivem Cowbell-Einsatz steht ihnen verdammt gut.
Die gefühlvolle R’n’B-Ballade „Without a woman“ ist dann der krönende Abschluss des Albums.
Der ganz große Hit à la „How you like me now“ oder „What makes a good man?“ fehlt allerdings – alle oben genannten Songs verfehlen das Ziel nur knapp. Nichtsdestotrotz ist dies das beste THE HEAVY-Album seit „The glorious dead“ von 2012 und hat gute Chancen, in meinen persönliche Top 10 der Alben des Jahres zu landen.