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AMERICAN FOOTBALL – LP3

In der Regel läuft Songwriting nach dem immer selben Prinzip ab. Am Anfang steht ein Riff oder eine Melodie, die man ausbaut, als nächstes überlegt man sich, ob sich dieser Part eher für die Strophe oder den Refrain eignet, fügt den fehlenden musikalischen Abschnitt hinzu und ergänzt gegebenenfalls noch eine Bridge. Anschließend kann man die einzelnen Parts beliebig oft wiederholen (in der Popmusik wird ein möglichst eingängiger Refrain gerne oft wiederholt, manchmal auch mehrmals nacheinander) und kann den Song zuletzt noch mit einem Intro und/oder Outro abrunden. Fertig. Diese Strukturen findet man schätzungsweise in 95% der „westlichen Musik“ immer wieder vor, egal ob im Metal-, Rock-, Pop- oder Indie-Sektor.
Bei AMERICAN FOOTBALL wird diese Struktur jedoch gebrochen, und man findet in den Songs ausschließlich variierte Strophen vor. Dass der Chorus hier fehlt, verleiht den Stücken eine ungewöhnliche Dynamik, als Zuhörer hat man fast das Gefühl, dass die Songs einen „fließenden“ Charakter haben. Die Band selbst spricht davon, die Songs atmen zu lassen. Was dabei sehr überrascht: auch wenn kein Refrain vorhanden ist, hat man nicht den Eindruck, dass die Songs langweilig werden oder ihnen etwas fehlt. Dies scheint auf ein Gespür für tolle Melodien zurückzuführen zu sein, die maximal um Instrumente wie Glockenspiel, Trompete, Querflöte, Vibraphon oder um Gastsänger von SLOWDIVE, PARAMORE und LAND OF TALK oder sogar um einen ganzen Chor ergänzt werden. Dass Mike Kinsella selbst eine tolle Stimme hat, die in einer Liga mit Bands wie DEATH CAB FOR CUTIE spielt, und die Produktion natürlich perfekt ist, hebt ihr mittlerweile drittes Album auf ein sehr hohes Niveau. Ob es sich am Ende hierbei um ihr bestes Album handelt und ob man es nun eher der Sparte Emo, Post-Rock, Shoegaze oder Ambient-House zuordnen soll, dürft ihr selbst entscheiden.