THE GREAT BERTHOLINIS – Gradual unfolding of a conscious mind

Lieber Blueprint-Jens. Das ist ein Brief an dich. Ich weiß, du meintest es nur gut mit mir, als du mir das neue Album von THE GREAT BERTHOLINIS reserviertest. „Du mochtest die letzten Platte von denen doch so gern“, schriebst du mir und ich hätte dich abknutschen mögen für soviel Umsicht und An-Enna-Denken. Bis… ja, bis das Übel seinen Lauf nahm. Mit Übel meine ich, ganz liebevoll, „Gradual unfolding of a conscious mind“, das dritte Album der Nürnberger Husaren-Band. Es ist nämlich etwas ganz Schlimmes mit denen passiert. Ich glaube, die wollen in die Charts. Das wäre noch zu verzeihen, brotlose Kunst sieht bekanntlich nur von Weitem romantisch aus. Aber… ach, ich mag’s gar nicht aussprechen… THE GREAT BERTHOLINIS klingen an manchen Stellen wie REAMONN. Ja, lieber Jens, richtig gelesen. Atme bitte tief durch, nicht, dass du ohnmächtig wirst. Natürlich, das Grundgerüst haben die slawischen Vagabunden beibehalten und so ist die Instrumentierung mit Bläsern, Pauken, Akkordeon, Banjo und Balalaika immer noch alles andere als Hitparaden-affin. Auch sind die Songs gut durchdacht, komplex, und das vokale Zusammenspiel der Sänger Oszkár und Todor Bertholini ist angenehm und ganz reizend. Dennoch: Das Balkaneske, das die letzte Platte so verrucht machte, ist zu einem Accessoire verkommen. „Gradual unfolding of a conscious mind“ ist Pop, der versucht, gefährlich zu klingen. Ein kläffender Pudel, der auf ungarischen Hirtenhund macht. Ich hab dich trotzdem lieb, Blueprint-Jens. Nur reservieren musst du mir nichts mehr. Alles Liebe. Deine Enna