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THE DOPE – Deaf and blind but with a smile

Immer, wenn man meint, auch der letzte Acker der Musik sei bereits bestellt und abgeerntet, sprießt aus dem Asphalt der angrenzenden Landstraße noch ein störrisches Pflänzchen und zwingt einen, die Öhrchen neu zu justieren. Auch das Konzept „Gitarre-Schlagzeug“ schien mit den WHITE STRIPES, JOHNOSSI oder THE BLACK KEYS ausgereizt. Was hätte noch kommen sollen?
Die nervöse Energie von AT THE DRIVE IN oder DRIVE LIKE JEHU im Schulterschluss mit klassischem Indie-Songwriting und wirklich cleveren Ideen vielleicht? Ein Album, das dem engen Korsett von zwei Instrumenten noch etwas Neues abgewinnen kann? Unmöglich? Und falls doch, garantiert zwei kreative Spinner aus einem hippen Künstlerkaff in den USA?
Alles richtig, alles falsch. THE DOPE kommen aus dem bayrischen Landshut und sind, anders als der Bandname suggerieren mag, keinesfalls elegische Schnarchnasen.
Was einem auf ihrem neuen Album „Deaf and blind but with a smile“ um die Ohren gehauen und ins Herz gespült wird, ist mehr als nur einen zweiten Blick wert.
Hektische Dresche („My lung, my heart“), sprichwörtliches Seufzen („A sigh“), arschwackelnder Groove („Me & I, we’ll die tonight“), rumpelnder Punk, der sich selbst ausbremst, nur um dann noch stärker aufs Gas zu gehen („Hide and seek“) – Rudi Maier (Gitarre / Gesang) und Franz Neugebauer (Drums) trauen sich viel zu und haben den schüchternen Blick nach Übersee nicht nötig.
THE DOPE kombinieren Druck und Melodieverliebtheit mit variablen Spannungsbögen, die den Konsum dieses Albums auch beim zehnten Durchlauf noch zu einem Erlebnis machen. Wenn die vielzitierte Schublade „Independent“ bedeutet, ohne Scheuklappen den eigenen Ideen größtmöglichen Spielraum innerhalb selbstgewählter Limitationen zu bieten, dann haben die zwei Bayern die Latte für alle weiteren Duos verdammt hoch gelegt. Ein inspirierendes Pflänzchen, das da neben den alten Äckern den Straßenbelag durchbricht. Nicht gleich pflücken – erstmal ganz genau von allen Seiten würdigen! Es lohnt sich.