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JESSE TABISH – Cowboy ballads part I

 
JESSE TABISH ist eindeutig der kreative Kopf hinter der Indiefolk-Band OTHER LIVES. Insofern kann man sich durchaus fragen, welche Absicht ein Soloalbum erfüllt, wenn er seine Ideen doch genauso gut mit seiner Band umsetzen kann. Ein möglicher Grund könnte sein, dass Tabish Lust hat, mit anderen Musikern gemeinsam zu musizieren. Fehlanzeige. Die an diesem Album beteiligten MusikerInnen entsprechen exakt der aktuellen Besetzung von OTHER LIVES. Eine andere musikalische Ausrichtung könnte ein weiterer möglicher Grund sein, und in der Tat geht es auf seinem Solodebüt stilistisch ein wenig anders zu. Gleichzeitig muss man jedoch sagen, dass die Unterschiede eher marginal sind, was zu einem großen Teil seiner markanten Stimme und einer ähnlichen Melodieführung geschuldet ist. Ein letzter und wahrscheinlich zugleich der entscheidende Grund war die Corona-Pandemie, die Jesse und seine Frau Kim dazu veranlasste, nur zu zweit statt gemeinsam mit der Band kreativ zu werden. Insofern betont Jesse auch den kreativen Input seiner Frau, wenngleich eine Veröffentlichung allein unter seinem Namen wahrscheinlich die prozentualen Anteile widerspiegelt.
Aber ist es aus Sicht eines Fans nicht ohnehin egal, ob nun ein neues Album unter dem Namen OTHER LIVES oder JESSE TABISH erscheint? Kommen wir zunächst zu den Gemeinsamkeiten, denn neben dem Gesang gibt es hier noch weitere Parallelen. Zum einen ist dies Tabishs Passion, sein Songwriting möglichst opulent im Breitbildformat zu gestalten. Auch hier wird an Instrumenten nicht gegeizt und sehr detailversessen gearbeitet. Aber es gibt, wie bereits erwähnt, auch kleine Unterschiede, die sich stilistisch von seiner Hauptband abheben. Wurde bereits bei OTHER LIVES gerne mit dem Begriff der Filmmusik gespielt, wird dieses Gefühl bei seinem Solodebüt noch verstärkt. Dies bestätigt Tabish auch, wenn er davon spricht, dass sie sich hier unbeschwert austoben konnten und gedanklich einen Soundtrack zu einem Film kreierten, der nicht existiert. Der Titel „Cowboy ballads part I“ ist dabei programmatisch, hat man stellenweise doch das Gefühl, die begleitende Musik zu einem alten Spaghetti-Western zu hören, Mancini und Morricone lassen grüßen. Ob die Tracks zukünftig auch ins Programm von OTHER LIVES mit einfließen oder ob Tabish sich mit einem 14köpfigen Ensemble auf Tour begibt, bleibt abzuwarten.