Mit THE BLUE VAN ist es wie mit dem Eismann im Sommer. Man freut sich, wenn er in die Straße kommt, obwohl man die Eissorten alle kennt. „Love shot“, das mittlerweile vierte Album der agilen Dänen, hat die gewohnten Eissorten an Bord. Die Zutaten sind aber vom Feinsten. Die Songs stimmen, die Arrangements ebenso und die warme, volle und schön strukturierte Produktion tut ein Übriges. An alte Tage wird man kaum noch erinnert. Lediglich „Draw the line“ lässt noch eine Ahnung von Retro-Rock zu. „Run to the sun“ gerät, mit Chorgesängen, Retro-Orgel und Streichern verziert, zu einem veritablen Pophit. Der Titelsong steht dem in Sachen Ohrwurmfaktor in nichts nach. Glatt getoppt wird der Hitreigen noch von „Fame and glory“, das sicherlich demnächst in jedem Rockpopradio erschallen wird. Konsequent brechen THE BLUE VAN auch mit den schwelgerischen Balladen „Woman of the wrong kind“ und „Wait and see“ aus dem Retro-Garagen-Universum aus. Songs wie „Teenage runaway“ spielen auf einem ganz anderen Terrain. Richtig abrocken können THE BLUE VAN auch. „Beg like a dog“, „Loser takes it all“ oder „Hole in the ground“ bedienen sich an den Zutaten des glorreichen 70-Jahre-Hardrocks. Zu guter letzt traut sich der Vierer mit “ You live, you learn, you die“ auch noch auf´s Prog-Rock-Parkett. Mutig, mutig! Nicht jeder alte Fan wird diesem Weg folgen, dafür wird es neue Fans geben. Festzuhalten bleibt, dass „Love shot“ zwar weder ein Retro-Garagenrock-, noch ein Zeitgeistalbum geworden ist. Vielmehr werden hier viele Zitate der letzten 40 Jahre Rockmusik zu einem kompakten, gediegenen und stimmigen Poprockalbum verschmolzen. Nicht weniger, nicht mehr. Blue Vans sind in Dänemark übrigens die Transportfahrzeuge psychiatrischer Krankenhäuser, aber das ist eine andere Geschichte.