Puh, das hier ist anstrengend. Wie nach einem 5000-Meter-Lauf fühlt man sich, wenn man diese Platte geschafft hat. Alben, die fast ausschließlich aus Stimme bestehen, gibt es ja einige, Mike Patton hat eines gemacht, auch das war nicht allzu leicht verdaulich, und BJÖRK hat mit „Medulla“ ebenfalls eines gemacht. Das war ebenfalls nicht ganz leicht zu konsumieren, jedoch ließen sich dort die Strukturen recht eindeutig zuordnen. Dieses hier setzt nun allem die Krone auf, denn was TANYA TAGAQ GILLIS auf „Sinaa“ abliefert, ist zum Teil nur noch mit Wohlwollen als Musik zu bezeichnen. Texte sind wenige auszumachen, ein großer Teil der Songs besteht aus nichts als Gestöhne, Krächzen, Fauchen, lautem Atmen oder Versuchen, mit der Stimme einen Beat herzustellen. Das erinnert mich an manchen Stellen an das legendäre „666“-Album von APHRODITE’S CHILD, auf dem in einem Stück eine Frau wie von Sinnen immer wieder die Zeile „I was i am i am to come“ wiederholt, auch der „Exorzist“ fällt mir ein, der im Falle TANYA TAGAQ GILLIS sicherlich vor einer großen Herausforderung stünde.
Nein, das ist nichts für mich, da geht mir die Experimentierfreude, gegen die ich ansonsten selten etwas habe, eindeutig einen Schritt zu weit. Denn dieses Album klingt nicht einmal, als wolle es überhaupt gehört werden. Als eine großartige Künstlerin wurde TANYA TAGAQ unlängst von BJÖRK, die bei einem Stück sogar mit von der Partie ist, bezeichnet. Und eine Künstlerin ist sie in der Tat, eine, der es nicht darum geht, das anderen gefällt, was sie da macht, sondern die ihre Kunst ausschließlich um der Kunst willen betreibt. Und für dieses Album sogar schon Preise gewonnen hat. Und das sicherlich auch zurecht. Hiermit muss man sich auseinandersetzen. Das habe ich getan, und mir steht der Schweiß auf der Stirn.