Die Musik von SUNN O))), auch gerne als „Drone Rock“ bezeichnet, will keinen Halt geben. Wie eine schwarze Karawane der Todessehnsucht wandelt sie langsam aber zielstrebig in den Krater des Vulkans.
Das war schon immer so und ändert sich auch in der Kollaboration mit der japanischen Band BORIS auf dem gemeinsamen Output „Altar“ nicht. Wer Schwierigkeiten mit einem einzigen tiefergelegten Gitarrenakkord hat, der sich über nahezu zehn Minuten durch den Magen wuchtet, nur gelegentlich angefeuert von hektischen Drum-Wirbeln, muss sich anderer Musik zuwenden. Dieser Art Konsument fehlt die nötige Muße, um ein Album wie „Altar“ ausreichend zu würdigen.
Der zweite Song „N.L.T“ erleichtert den Zugang allenfalls durch seine kurze Spieldauer von knapp vier Minuten, erst dann leiht JESSE SYKES „the sinking belle“ ihre traumhafte Stimme und zaubert eine winterliche Märchenlandschaft auf den finsteren Altar. Wer bis hierhin durchgehalten hat, wird reich belohnt, darf den Musikern in ungewohnte Gefilde folgen, sich treiben lassen, träumen. Strahlende Schönheit inmitten des Infernos.
Dann zucken wieder Blitze durch die ewige Nacht, reißen Erdspalten auf, versinken Zivilisationen auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe. Wer bei einer Band wie Mike Pattons FANTÔMAS bereits ein mulmiges Gefühl bekommt, dürfte auf einen Song wie „akuma no kuma“ mit halbschwachen Panikanfällen reagieren. Die bleichen Mönchskuttenträger schreiben ihren ganz eigenen Soundtrack für die Einsamkeit der Hölle, und selbst SOUNDGARDEN’s Kim Thyil greift für das abschließende Noise-Epos „blood swamp“ zur Gitarre. Keine Musik fürs Kaffeekränzchen, so viel steht fest.
Wer jedoch gerne mit seinen Hörgewohnheiten bricht, der Experimentierfreude von FANTÔMAS oder den Melvins die nötige Zeit gibt, wem GODSPEED YOU BLACK EMPORER und MOGWAI zu gefällig geworden sind – der sollte hier zugreifen. Im Interesse der eigenen Gesundheit jedoch bitte nur bei gefestigtem Gemütszustand!