Was aus dem größenwahnsinnigen Vorhaben geworden ist, jedem der 50 Bundesstaaten der USA ein Konzeptalbum zu widmen, von denen bislang gerade einmal zwei, nämlich „Michigan“ und „Illinoise“ veröffentlicht sind, weiß ich nicht. Aber es wird vermutlich knapp werden, wenn er zwischendurch auch noch Alben herausbringt, die nicht in diese Reihe gehören. Ein solches ist das gerade erschienene „Avalanche“. Dabei ist dieses, sein sechstes Album, kein wirkliches neues, sondern enthält Songs, die zum größten Teil bereits während der Aufnahmen zu seinem letzten Album „Illinoise“ entstanden sind. Einige von ihnen sind in anderen Versionen bereits auf dem letzten Album zu hören gewesen. Das wunderbare „Chicago“ zum Beispiel ist hier gleich in drei verschiedenen Versionen vertreten, und bei der Qualität jeder einzelnen hätte ich mich auch nicht für eine entscheiden wollen. Der schwindelerregend hohe Qualitätslevel, der sich bei SUFJAN STEVENS durch sämtliche seiner Veröffentlichungen zieht, wird auch hier gehalten, was beinahe schon beängstigend ist, wenn man bedenkt, dass es sich hierbei quasi „nur“ um übrig gebliebenes Material handelt. Zudem nutzt Herr Stevens im Grunde jedes Mal die Spielzeit einer CD voll aus.
Mal sind die Stücke mit ganzem Orchester eingespielt, mit denen er zuweilen gar 60er-Jahre-Flair heraufbeschwört, auch STEREOLAB schielen hier und da mal um die Ecke. Dann wieder reicht ihm allein seine akustische, um damit süße NICK DRAKE-mäßige Melodien zu intonieren. Ja, er weiß wirklich, wie man seine Bewunderer verwöhnt. Für Menschen, die das letzte Album „Illinoise“ besitzen, ist diese CD eine wertvolle Ergänzung, empfohlen sei sie jedem, doch sollte man vielleicht tatsächlich mit einem seiner regulären Alben beginnen. Es lohnt sich. Einer der besten Songwriter unserer Zeit.