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SPORT – Aufstieg und Fall der Gruppe ‚Sport‘

„Wir bauen Dinge, die noch niemand kennt – kein Umbau, das hier geht ans Fundament.“ Na, ganz so ist es zwar nicht, aber wenn man das zweite Full Length der Gruppe SPORT mit ihrem Debüt vergleicht, ist verständlich, was uns die drei Hamburger sagen wollen. Schluss mit Hamburger Schule, die sie eigentlich auch nie waren, und ein klares Ja zum Rock. Genauso, wie ihn auch der große Bruder KANTE für sich entdeckte, bei denen Sänger Felix Müller nebenbei ja noch Brötchen backt. Doch wo bei KANTE die großen QUEENS OF THE STONE AGE Pate zu stehen schienen, wird dem Rock auf dem neuem SPORT-Album noch offensichtlicher gehuldigt. „Der unsichbare Dritte“ hätte ebenso gut auf den letzten Alben von SOUNDGARDEN vertreten sein können (wenn sie denn Deutsch sprächen) – sehr geil auch die rockigen „Uhhs“ und „wo-hoo-hoos“. Ja, denn hier wird nicht nur ein wenig in der Rock-Kiste gebuddelt, nein, wenn schon, denn schon. Dann aber auch richtig! Und dafür ist die Produktion absolut stimmig und nicht mehr so dünn wie auf „These rooms are made for waiting“.
Beim „Weg hinab“ wird das musikalische Inferno nach dreieinhalb Minuten Akustikgitarre und Gesang durch Gitarrenfeedbacks, ein, ja, prolliges Schlagzeugintro und einen tiefer gestimmten Bass eingeleitet. Wem das nicht gefällt, der war auch nie Rocker! Ein paar Handclaps gibt’s auch, passenderweise im Song „Die Hände“, der nebenbei auch noch einige schöne Hooklines beinhaltet. Habe ich „schöne Hooklines“ gesagt? Ja, denn SPORT haben trotz Rock auch noch genügend Platz für Melodien, wie in „Lass die Sirenen singen“, der nachdenklichen Rückbesinnung „Ein Ende“ und dem fluffigen „Meine Hölle“, die allen nervigen Situationen und Menschen gewidmet ist, die einem im Leben so begegnen. Das spricht auch für eine gewisse Portion Humor, seine Wut in Balladen-Form auszudrücken.
Insgesamt ein großartiges Album mit tollem Artwork und Titel, das bei mir persönlich sogar noch knapp gegen KANTEs „Die Tiere sind unruhig“ gewinnt. Und live stehen uns die Herren ja demnächst im direkten Vergleich gegenüber. Entscheidet da selbst!