E.S.T. – Tuesday wonderland

Die Geschichte geht weiter, und mit dem nun erscheinenden „Tuesday wonderland“ ist bereits das zehnte Kapitel des ESBJÖRN SVENSSON TRIOs gechrieben. Piano Jazz ist, was sie machen, zumindest so lange, bis jemand ein besseres Wort dafür erfindet. Denn seit langem sind sich schon die Geister uneins, ob denn ihre Musik überhaupt noch Jazz zu nennen sei. Sie machen, was ihnen gefällt, lassen, wenn es ihnen angemessen erscheint, auch Pop oder Rockharmonien in ihre Stücke einfließen. Angereichert werden diese mit vereinzelten Elektronik-Fragmenten, die sich jedoch nie zu sehr in den Vordergrund stellen, im Laufe der Jahre aber dennoch stets an Bedeutung gewonnen haben.
Auf ihrem neuen Werk haben sie die Tür ein weiteres Stück geöffnet. Schon der Blick auf die Tracklist verrät es: mehr als die Hälfte der Lieder bewegen sich in ihrer Länge etwa um die vier Minuten, was den Verdacht nahe legt, dass E.S.T. hier tatsächlich Single-taugliche Stücke geschaffen haben. Im Falle „Goldwrap“ ist das wohl wahr, und es ist ein Hit, wunderschön und mitreißend.
Der 4/4-Takt hat in vielen Stücken an Bedeutung gewonnen, das Schlagzeug-Spiel von Magnus Öström orientiert sich mehr denn je an Pop- Rhythmen, der Kontrabass wird wieder mit allerhand Effekten verfremdet und klingt nicht selten wie eine E-Gitarre. Selbstverständlich gibt es aber auch typische E.S.T.-Stücke, wie etwa das warme „Where we used to live“ oder das phantastische Titelstück. Eingefasst ist dieses Album in die beiden Stücke „Fading maid“ (Pre- und postludium), die für meinen Geschmack durch ihren stoischen Beat leider ein wenig zu plump geraten sind. Auch „Sipping on the solid ground“ fällt im Vergleich mit dem übrigen Stücken etwas ab.
Im Fazit hat die Musik vom E.S.T. jedoch auch auf deren zehntem Album nichts von ihrem Reiz eingebüßt. Stillstand scheint den Dreien nach wie vor fremd zu sein, und man darf schon sehr gespannt sein, wie das neue Material live umgesetzt wird. „Tuesday wonderland“ ist nicht ihre beste Platte. Aber eine gute.