Wir sind zwar ein Musik-Fanzine und kein Literatur-Zirkel, aber wenn sich eine Szene-Größe wie THEES UHLMANN auf schriftstellerisches Terrain vorwagt, widmen wir uns dem gern. Das der im niedersächsischen Hemmoor geborene Musiker durchaus Talent zum Schreiben hat, bewies er zwar bereits in der Vergangenheit in Form diverser Kolumnen sowie dem Verfassen der TOCOTRRONIC-Tourtagebücher "Wir könnten Freunde werden", doch mit "Sophia, der Tod und ich" wagt er sich nun erstmalig an einen Roman heran.
Der Plot der Geschichte ist dabei schnell erzählt: Der Ich-Erzähler öffnet die Wohnungstür und vor ihm steht der Tod, der ihm offenbart, dass er nur noch drei Minuten zu leben habe. Aus einem zunächst rätselhaften Grund geht der Plan, den Ich-Erzähler ins Jenseits abzuholen, jedoch schief, was den Tod zunächst mächtig aus dem Konzept bringt. Als dann noch mit Sophia die Ex-Freundin des Erzählers auftaucht und das illustre Dreiergespann im Anschluss auch noch die Mutter dessen besucht, nimmt die Story im wahrsten Sinne des Wortes Fahrt auf. Da sich inzwischen abgezeichnet hat, dass der Erzähler bezüglich seines Ablebens einen Aufschub erhält, bis dieser die Gelegenheit hatte, sich von seinem bei der getrennten Mutter lebenden Sohn zu verabschieden, begeben sich die Charaktere auf eine gemeinsame Reise, in dessen Verlauf der Erzähler nicht nur die Prioritäten in seinem Leben neu ordnet, sondern bei der es zudem auch darum geht, das ungewollte Eingreifen eines plötzlich auftauchenden Konkurrenten des Todes in die Geschehnisse zu verhindern.
Diese kurze Zusammenfassung des Inhaltes klingt zugegebenermaßen nicht besonders spektakulär, doch die Stärke des Romans liegt weniger in seiner Handlung, als vielmehr in der Art der Umsetzung. THEES UHLMANNs Geschichte strotzt nur so vor schwarzhumorigen Dialogen und absurden Situationen. Dazu hat er für den Roman Figuren erschaffen, die man als Leser zwangsläufig gern haben muss: Sei es der etwas infantil erscheinende Tod, der nach anfänglicher Unsicherheit eine regelrechte Begeisterung für das Leben entwickelt. Sei es die Ex-Freundin Sophia, die ihr Umfeld mit ihrem rustikalen Auftreten verzaubert. Oder sei es der Ich-Erzähler selbst, der mit seiner eigenbrötlerischen Art das Idealbild eines Anti-Helden darstellt. Darüber hinaus ist "Sophia, der Tod und ich" nicht nur überaus unterhaltsam, sondern vermittelt zudem auch eine unverkrampfte Sichtweise auf das Sterben und beschreibt den Tod als einen erstaunlich umgänglichen Zeitgenossen, der zu seinem Klienten im Verlauf der Geschichte eine fast schon freundschaftliche Beziehung aufbaut. Ob dieser Umstand am Ende vielleicht sogar so etwas wie ein Happy End ermöglicht, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.
Autor: Thees Uhlmann
Herausgeber: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl: 320
Erscheinungsdatum: 08.10.2015
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