Zu Beginn des neuen Jahres kann man ja auch noch mal das Konzert-Highlight des zurückliegenden Jahres aufwärmen. Selbst, wenn das schon über einen Monat zurückliegt. Oder nicht?
Aber wie war das noch? ach ja: Mal wieder eines dieser Konzerte, bei denen die Vorfreude aus Pandemie- oder sonstige Verschiebungsgründen 3 Jahre Zeit hatte zu reifen. Und nachdem meine sonstigen Konzertpläne in letzter Zeit immer kurzfristig krankheits- oder familienbedingt ausfielen, waren die mächtigen SMOKE BLOW nun das erste Konzert seit Ewigkeiten. Und das erste Konzert seit NOCH viel längeren Ewigkeiten, ohne Kamera und „nur“ als Fan.
Aus familiären Gründen kam ich leider etwas zu spät am Knust an und verpasste so die ersten 4 Songs (u.a. „Nuclear War“ und „Dancing With The Dead“), aber egal. Schnell ein Begrüßungsbier runtergestürzt und dann ab in den Moshpit. Ab der ersten Sekunde war hier Vollbedienung angesagt: Ausgelassene Stimmung vor und auf der Bühne, ein fettes Grinsen auf den Gesichtern um mich herum, Stagediver gefühlt im Minutentakt – wenn auch bisweilen mit schmerzhaft aussehenden Bruchlandungen. Verschnaufpausen wurden hier weder Band noch Publikum gegönnt: Die Bewegung im Publikum ließ einfach nicht nach. Umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass der Altersschnitt im Publikum sicherlich um die 40 lag, wenn nicht sogar schon drüber war. Aber für einen Abend fühlten sich auf einmal alle wieder wie Anfang 20. (Und zumindest ich für meinen Teil am nächsten Morgen dafür um Jahrhunderte gealtert – aber das war es wert!)
Hier wurde von vorne bis hinten einfach nur fett abgeliefert. Und mir stellte sich wieder einmal die Frage: Wieso ist diese Band nicht viel größer? Hier ist jeder Song ein Hit – egal ob er aus der rüpelig-doomigen Anfangsphase der Kieler stammt („Beelzebubba Walk“), zum punkrockigen Großteil des Œuvres gehört („Alligator Rodeo“) oder einer dieser metallischen Hardcore-Bastarde der letzten Platte „The Record“ ist („Broken Bonds of Friendship“). In Kiel hat man bei aller Räudigkeit und zur Schau gestellten Asozialität (wobei diese sich auf der Bühne des Knust diesmal auch sehr zurückhielt) einfach ein Händchen für Melodien. Trotzdem werden es die Mannen um die beiden Rampensäue Jack Letten und MC Straßenköter wohl leider nie über den Status des undergroundigen Geheimtipps hinaus schaffen. Aber die SMOKE BLOW Fans sind dafür umso treuer: Auf den Konzerten – egal wo – sieht man dann doch immer wieder die gleichen weitgereisten Gesichter.
Zwei neue Gesichter gab es diesmal dann aber auf der Bühne: Ein dritter Gitarrist (zu dessen Ehren zwischendurch noch „Happy Birthday“ angestimmt wurde) und ein neuer Bassist – oder vielleicht hat sich Greif einfach von all seinen SMOKE BLOW Millionen liften lassen? Die Frisur stimmte, der Rest sah latent jünger aus als bei meiner letzten SMOKE BLOW Show 2018 in Düsseldorf …
Die Bühnenshow hat seitdem auch ein Update erfahren: Zwischendurch wurden dem Backdrop-Tier von der Knustschen Lichttechnik rot funkelnde Augen gezaubert. O-Ton Letten, als er das sah: „Das ist ja wie bei Iron Maiden hier!“ Dazu passt dann ja auch wiederum der dritte Gitarrist …
Aber zurück zur Musik: Hit reihte sich an Hit: Junkie Killer, 777 Bloodrock, Dark Angel, das obligatorische „Rebel Yell“ Cover … Das Publikum rastete kollektiv aus und lag sich am Ende verschwitzt, taub und glücklich in den Armen. Der Zugabenblock begann dann mit einem meiner All-Time SMOKE BLOW Lieblingssongs: „Zombie auf’m Klapprad“ und endete mit „Mexico“. Ein perfekter Konzertabend – insbesondere nach so langer eigener unfreiwilliger Livemusikabstinenz. Hoffen wir mal, dass 2023 in dieser Hinsicht wieder besser wird.
SMOKE BLOW FOREVER – FOREVER SOMKE BLOW Ich freue mich aufs nächste Wiedersehen. Theoretisch hätte das auch direkt am nächsten Abend im Hafenklang stattfinden sollen – DIESES Konzert und somit das heiß erwartete SMOKE BLOW Doppel fiel für mich dann aber leider wieder mal aus familiären Gründen aus. Dem Vernehmen nach war die Hafenklang Show sogar noch mitreißender als der Knust-Gig. Sei es drum. Das beste SMOKE BLOW Konzert ist immer das nächste. Die Tickets fürs Heimspiel 2023 in der Pumpe in Kiel liegen schon zu Hause. Wir sehen uns im Pit!