Kann man Musik mit Schachspielen vergleichen? Im Falle von SHAH-MAT drängt sich dieser Vergleich geradezu auf, denn der Bandname stammt aus dem Persischen und bedeutet soviel wie „Schachmatt“. Denn also mal rein in den CD-Player und ab sofort bei jedem Track ein Schachbrett mit König, Dame und so weiter vorgestellt.
Los geht’s mit einer stürmischen Eröffnung, denn der Opener „Sad song“ macht gleich mächtig Druck und besticht durch treibende Riffs, dezent eingesetzte Keyboards und der kraftvollen Stimme von Sängerin Stephanie Vondenhoff. Weiter geht’s mit „Love you alive“, das ruhig anfängt und in einem tollen zweistimmigen Refrain gipfelt. Spätestens hier wird deutlich, welch varibale Stimme Stephanie mitbringt. Mal gefühlvoll, mal kreischend oder einfach nur flüsternd – die Dame hat’s definitiv voll drauf und braucht sich nicht hinter bekannten Szene-Größen wie Sharon Den Adel (WITHIN TEMPTATION) oder Anneke van Giersbergen (THE GATHERING) zu verstecken! „Don’t spit your hate“ fängt sehr locker an und gipfelt dann in einem bösen, stinkigen Refrain. Stephanie growlt mit ihrem männlichen Gesangs-Partner um die Wette und weckt dabei selige Erinnerungen an die Göttinger Alternative-Band GUANO APES, die leider viel zu schnell von dieser Welt verschwand.
Dann folgt mit „Bereft“ die erste Verschnaufpause. Ruhige Keyboard-Klänge und atmosphärische Streicherpassagen werden von Stephanies sanfter Stimme veredelt und lassen den Hörer ruhig dahingleiten. Mit „Resurgence“ gibt’s danach noch einen richtigen Arschtreter mit wütenden Männer-Growls auf die Ohren, ehe mit Track 6 („Children“) einige Durchhänger eingeläutet werden.
Im Schach-Jargon würde man das Ganze so beschreiben: Starke Anzugsphase, in der mächtig Druck auf den Gegner ausgeübt wird, aber dann folgen in der Mitte der Partie einige Durchhänger, die die Partie wieder völlig offen machen. Bis zum zehnten Track passiert wirklich herzlich wenig, und die Scheibe dümpelt im Mittelmaß. Hier ein paar nette Akustik-Gitarren und Keyboard-Einsprengsel, aber wirkliche Killer-Melodien sucht man vergebens. Zudem ist die ganze Energie und Unbeschwertheit der ersten Songs irgendwie nicht mehr so richtig da. Alles plätschert ein wenig vor sich hin, ohne so richtig im Ohr hängen zu bleiben oder zu berühren. Erst mit Song 11 („Don’t blame me“) gibt’s wieder einen Lichtblick. Hier blitzen nochmal die Stärken von SHAH-MAT auf: Ein bedächtiger Anfang, der urplötzlich in einem knallharten und saucoolen Refrain explodiert und endlich wieder mit richtig geilen Gitarrenläufen unterfüttert wird.
Bleibt also zu sagen, dass es zum „Schachmatt“ noch nicht so ganz reicht, aber trotzdem alle Veranlagungen für eine große Partie vorhanden sind. Wenn auf der nächsten Scheibe einfach alle Songs so gut ausfallen wie am Anfang der aktuellen Scheibe, dann gibt’s definitiv ein Blitz-Schachmatt und die Konkurrenz kann schon mal ganz doll Schach üben!