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SERUM 114 – Seid ihr bereit?

Jetzt mal Hand aufs Herz, liebe A&R-Manager: Welcher Spaßvogel hatte die Idee, den Kids eine Band vorzusetzen, die die schlimmsten Eigenschaften von REVOLVERHELD, den HOSEN und den BÖHSEN ONKELZ vereint? Und verpasst den Jungs dann zu allem Überfluss auch noch ein „Clockwork Orange“-Image (siehe Bandname und Schminkstil)?! Sicher, mit etwas Fantasie kann man das dann auch als „Punkrock“ bezeichnen, und die selbsternannten „Vollblutpunks“ (kein Witz!) streuen in dem Stück „Las Vegas“ einfach mal einen kleinen musikalischen Querverweis an die DEAD KENNEDYS ein. Da ist es dann auch egal, dass sich Jello Biafra wohl eher einen Scheißdreck um Glückspiel schert und persönlich von dem in die Wüste gerotzten Häufchen glitzernder Dekadenz (welches nebenbei bemerkt mehr Energie verballert, als so mancher komplette Staat auf diesem Planeten) aus sozialer und ökologischer Sicht nicht sonderlich angetan sein dürfte. Was ist nun mehr „Punk“: Kritischer Umgang mit seiner Umwelt oder davon zu singen, in Nevada schön auf dicke Hose zu machen? Urteilt selbst! Endgültig Schluss mit lustig ist aber spätestens dann, wenn sich die Jungs an „Through these eyes“ von SOCIAL DISTORTION vergreifen und zu allem Überfluss auch noch den Text eindeutschen. Dass die Band um Mike Ness mittlerweile auch schon als Hintergrundbeschallung bei GZSZ läuft, rechtfertigt vielleicht die Hoffnung, dass SERUM 114 mit der Aktion bei ihren Fans gut ankommen könnten – aber mal im Ernst, ich schreibe doch auch nicht die Bibel ab, um dadurch bei meinen Eltern zu punkten.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.