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SEELENLUFT – Birds and plants and rocks and things

Vor nicht allzu langer Zeit von Zürich nach Berlin gezogen, hat BEAT SOLÉR alias SEELENLUFT mit „Birds and plants and rocks and things“ sein fünftes Album rausgebracht. Es ist gleichzeitig das erste von SEELENLUFT, das bei dem Berliner Label Gigolo Records erscheint.
Nur wenige Sounds auf dem neuen Album erinnern noch an SEELENLUFTs elektronische Anfänge in den frühen Neunzigern. Nicht nur die Produktion ist komplexer geworden, sondern die gesamte Komposition. Minimalistisch ist sie noch immer, doch SEELENLUFT zeigt, dass er aus Überzeugung minimal bleibt, nicht aus Unvermögen. Er bedient sich dabei eines musikalischen Repertoires, das er sich in zahlreichen Bands und Clubs als Musiker, Komponist und DJ angeeignet hat, und kann immerhin behaupten, dass sein erstes Album, „The flame of acapulco“, noch auf MC erschienen ist.
Dass BEAT SOLÉR sich eines ziemlichen Selbstbewusstseins rühmt, zeigt vor allem das Zitat – oder der Vergleich? – vor dem er nicht zurückschreckt. Von den zwölf Stücken auf „Birds and plants and rocks and things“ ist gleich das erste das Cover eines Höhepunktes der Musikgeschichte: AMERICAs Song „Horse with no name“ von 1972 (hier gesungen von FLORIAN HORWATH), der auch eine Textzeile für den Titel des Albums hergeben musste. Das schon damals sehr sparsam instrumentierte Stück erfährt jedoch durch die minimalen E-Beats und die prägnanten Akustikgitarren-Akkorde keine neuen Facetten. Tempo und Rhythmus sind die gleichen, selbst der Gesang ist so stark an das Original angelehnt, dass es hier lediglich wie eine schlechte Kopie klingt.
Dennoch: Die Eingängigkeit des ersten Songs führt passend ein in die Atmosphäre des Albums, die zwischen den Räumen steht, Klang und Handlung bilden eine Einheit, die auf Easy Listening und Aftershow anspielt. Indie-Wurzeln wie MY BLOODY VALANTINE oder SONIC YOUTH werden noch ansatzweise aufgegriffen und erinnern ganz schwach an PINBACK, meistens jedoch bewegt SEELENLUFT sich auf der sicheren Seite unaufdringlicher Elektronik à la SPHERICAL und – zeitgemäß – in den für unsere Ohren geglätteten Eighties (vor allem in „Comme dans un rêve“, gesungen mit Julie Lee). Avantgardistisch oder cluborientiert ist das freilich nicht mehr, dafür ist es umso unauffälliger geworden.