SCROOBIUS PIP – Distraction pieces

Erst denkt man THE STREETS. Dann denkt man EMINEM. Und eigentlich sollte man das ganze Album über nur SCROOBIUS PIP denken. Der Brite erzählt viel über den state of the nation in Great Britain, viel über sich und seine Lebensanschauung auf „Distraction pieces“, seinem zweiten Album. Das ist nicht nur HipHop, das ist Punk, das ist Rock, das ist Crossover. Und das ist das gesprochene Wort in Perfektion. Beispiel? Gern:
„No feet are beating / this street in to stand by us like Will Wheaton / Walking these streets with that distant stare / No one likes us but we don´t care / Maybe our kind don´t fit round here /
Our minds find conflict round here“ („Let ´em come“)
Das ist etwas anderes als der fäkal-sexualisierte Standardmist, der tagtäglich aus dem Radio dröhnt, das ist die Intelligenzia des Rap. Leider sind es nur neun Songs, die SCROOBIUS PIP auf dem Silberling dem Hörer darbietet, aber dafür ist das, was aus den Boxen schallt, endlich mal das, was ich immer schon über HipHop sagen wollte: intelligent, interessant, abwechslungsreich, einflussreich und offen für alles, was Sinn ergibt.
„Distraction pieces“ hat alles, was ein gutes Album braucht. Einen großartigen MC, starke Beats, Lebenserfahrung. Daher sind die oben genannten Namen auch durchaus gerechtfertigt, denn mindestens in deren Gefilden hält sich SCROOBIUS PIP auf, wenn er sie nicht schon hinter sich gelassen hat. Die Presseinfo lügt nicht, wenn sie schreibt: „SCROOBIUS PIP is a leading light and unmistakable face of the UK´s spoken word scene.“ Die meisten, die versuchen, dieses Level zu erreichen, werden beim Versuch sterben, während ihr Vorbild die Sache umdreht und einfach „try dying“ daraus macht. Überhaupt sind die versteckten Hinweise auf seine Vorbilder (genannt sei hier nur: „Don´t believe the hype-(machine)“) auch immer wieder Grund für ein Grinsen auf meinem Gesicht. Und wenn ihr immer schon wissen wolltet, wie man die ganzen stumpfen Kriegsmachenschaften derzeit umschreiben kann: hört euch „Soldier boy (kill them)“ an. Und sowieso: hört euch SCROOBIUS PIP an, selbst wenn ihr wie ich nicht auf HipHop steht. Oder gerade dann.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.