Stimmiger hätte die Record-Release-Party des neues SARSAPARILLA-Albums „Everyone here seems so familiar…“ nicht geraten können. Der Grüne Salon bot mit seinem gemütlichen Schummerlicht das ideale Umfeld für den melancholischen Pop-Sound des Singer/Songwriters Brandon Miller, der seit einigen Jahren fern seiner Heimat Philadelphia in Berlin lebt und arbeitet. Überall standen bequeme Sessel bereit, verstreut auch kleine Tische für Getränke und genügend Platz zum Sitzen auf dem Boden. Keiner musste stehen, wenn er nicht wollte, es war für alles gesorgt.
Dagegen schien die Bühnensituation beinahe ein wenig stiefmütterlich achtlos aufgestellt: Auf der einen Seite wackelte das Schlagzeug von Drummer Joe Smith bedenklich, und auf der anderen Seite stand Keyboarder und Beatmaster Nikola Jeremic hinter einem Empfangs-Stehtisch, auf dem seine Geräte aufgetürmt waren. Angesichts dieses leicht chaotischen Anblicks überraschte es, wie so viel Gewirr eine derart starke und stringente Atmosphäre hervorbringen konnte.
Ein Grund war sicher, dass Schlagzeuger, Sänger/Gitarrist und Keyboarder musikalisch extrem gut aufeinander eingespielt waren. Vielleicht lag es aber auch am Frontmann und Bandgründer Brandon Miller selbst, der im Laufe des Konzerts immer stärker von seiner Musik ergriffen wurde. So sehr geriet er in die Musik hinein, dass sich die Intensität seiner Performance auf die Stimmung im Publikum übertrug. Nach einer Weile schien die Musik einen direkten Kanal zum Emotionszentrum der Gäste gefunden zu haben, die sich kaum mehr rührten – und Brandon – schwebte.
Einen Moment wie diesen live zu erleben, ist wahrlich ein seltenes Vergnügen. Doch SARSAPARILLAs einzigartige Mischung aus Folk, Singer/Songwriter und Pop ist geradezu gemacht für melancholisch-metaphysische Schwebeerlebnisse wie dieses. Miller singt sich selbst, mal hauchzart, mal laut und grob – dabei immer vereinnahmend und sehr viel von sich hingebend.
„Everyone here seems so familiar…“ setzt sich ab von den bisherigen Alben des US-Amerikaners. Neu hinzu gekommen sind die futuristischen Sci-Fi-Sounds vom Keyboarder, die zum festen Bestandteil der bisher sehr minimalistischen Instrumentierung geworden sind. So finden sich auf dem Album auch einige ältere Stücke, die neu eingespielt wurden und durch diverse Elektro-Beats und -Sounds eine ganz neue Wirkung erhalten. Welch ein Glück, dass SARSAPARILLA äußerst spielfreudig sind bereits ihre nächste Tournee vorbereiten.