Wo Göttingen doch insgesamt eher als musikfreie Zone gilt, konnte man sich am 14. Januar endlich mal wieder auf ein tolles Konzert in meiner ehemaligen Heimat freuen. Und hätte mich mein Mitfahrer am Nachmittag nicht extra noch mal darauf hingewiesen, dass sich Konzerte im T-Keller gerne mal ausverkaufen, hätte ich mir an diesem Abend sicher selbst in den Arsch getreten. Denn dass RÄUBERHÖHLE absolut nicht mein Fall sind, war mir bereits nach einer 7“ klar, die ich vor einem halben Jahr mal gehört habe. Einlass war also um 21 Uhr, Beginn der Vorband gut anderthalb Stunden später, und ROBOCOP KRAUS starteten, wenn ich mich recht entsinne, erst gegen Mitternacht. Ausverkauft war aber schon um 21:30 – direkt nachdem wir drin waren. Puh!
Warum es dennoch so lange dauerte, bis es endlich losging, weiß ich bis heute nicht. Aber in der Zwischenzeit konnte man ja schließlich noch genüsslich das ein oder andere Bierchen trinken, ein paar alte Bekannte wiedertreffen, und die sonderbare Bühnendeko bestaunen. Entsprechend zum Bandnamen hatten RÄUBERHÖHLE ein Kasperletheater in der Mitte der Bühne platziert, und gegen 22:30 begann schließlich das Casio-C64-Elektro-Punk-Inferno – in voller Lautstärke und natürlich aus Berlin! Die Geschichte bestand, soweit ich es bei der fiepsigen Stimme des bunten Mädchens richtig verstanden habe, aus ebenjener kleinen Handpuppe, die davon träumte ein Popstar zu werden und einem Bär, der ihr dazu riet, erst einmal zu wachsen und nicht mehr so kreischig zu reden. Der Größenschub erfolgte dann auch in Sekundenschnelle und schwuppdiwupp ward aus der kleinen Handpuppe eine ebenso grelle Gestalt aus Fleisch und Blut, die anstrengenderweise ihre grelle Stimme aber nicht wirklich ablegte. Neben Musik und genügend Publikum-Entertainment bestand das Set zu 20 % aus Feuerwerk, Wunderkerzen und sonstigem Glimmer bis gegen Ende der Show auch noch der Bär in Lebensgröße erschien. Da große Bären aber bekanntlich stinken, die Musik mehr nervte als unterhielt und der Comedy-Faktor eher im Hintergrund der Action stand, war ich eigentlich ganz froh, als nach einer Stunde endlich Schluss war und der Geruch nach Schwefel wieder langsam aus meiner Nase wich. Den Mädchen in der ersten Reihe gefiel’s, meiner Freundin auch, aber dem Rest, den ich traf eher weniger.
Umbaupause, noch schnell ein Bierchen zur Abkühlung, und schließlich standen die fünf Nürnberger auf der Bühne. Diesmal zwar nicht so schick uniform wie auf der letzten Tour, dafür aber mit neuem Drummer, der seinen Job bereits sehr gut erledigte. Es folgte eine schweißtreibende Show, mit viel unbekanntem Material vom kommenden Album, das im Sommer 05 abermals auf L’Age D’Or erscheinen soll. Die neuen Songs fielen insgesamt einen Tick ruhiger aus, wobei der hohe Arschtrittfaktor ein wenig der Melodie und dem Songwriting weichen musste. Das störte das Publikum aber nicht, und so wurden nicht nur alte Hits wie „Danny is passing“, „Fake boys“ und natürlich auch das noch ältere Material richtig abgefeiert, sondern ebenso zu den brandneuen Songs getanzt und gepogt. Doch wer ROBOCOP KRAUS kennt, weiß, dass es auf der Bühne ebenso heiß abging wie davor. Sänger Thomas Lang joggte wie ein Irrer auf der Stelle und sprang schließlich in die Menge, da die Bühne nicht mehr Platz hergab. Und da die Decke im T-Keller ähnlich niedrig ist wie im Molotow, heizte sich der gesamte Raum dermaßen auf, dass die Hemden bereits nach drei Songs wie eine zweite Haut am Körper klebten. Zwischendurch mussten selbst die bühnentrainierten Robocops eine kleine Erholungspause einlegen, bis nach einer Zugabe eigentlich Schluss gewesen wäre, wenn nicht das Publikum noch ein Wort mitzureden gehabt hätte. So schämte sich die Band auch nicht, aufgrund des erschöpften Repertoires den Fehler einer jeden Anfängerband zu machen, und ihr Konzert noch einmal von vorne anzufangen. Bei den Herren aus Nürnberg war das aber legitim, da das Publikum ihnen einfach keine andere Wahl ließ und die Band somit nur zusätzliche Sympathiepunkte sammeln konnte, bis nach zwei, drei weiteren Songs endgültig Schluss war. Ein tolles Konzert. Ein toller Abend. Das Ganze für 5 €. Weiter so, Göttingen!