Streetpunk aus LA, das ist üblicherweise eine Art Gütesiegel! Im Fall von RATHER RACCOON steht LA allerdings nicht für Los Angeles, sondern für Landshut, was die noch recht junge Band jedoch nicht daran hindert, sich an kalifornischen Vorbildern zu orientieren. So legen vor allem die beiden Stücke "Owned you" (inklusive Ska-Einlage) und "1000 memories" mit ihrem schnoddrigem Gesang durchaus den Verdacht nahe, dass das süddeutsche Quartett die eine oder andere RANCID-Platte im Schrank stehen hat. Das zeugt zwar durchaus von gutem Musikgeschmack, birgt aber auch die Gefahr, vorschnell als bloße Kopie abgestempelt zu werden. Die beiden Stücke "1936-1939" sowie "Next strife" wirken dagegen schon ein wenig eigenständiger, offenbaren im Gegenzug allerdings gesangliche Schwächen. Am Besten von den fünf Tracks dieser EP gefällt mir der letzte Song "Distressed" – ein knackiger Punk-Knaller mit typischem Oldschool-Refrain, bei dem die Bassistin ihr Glück am Mikrophon versuchen darf und diese Aufgabe im Vergleich mit ihren beiden männlichen Kollegen schlichtweg am souveränsten meistert. Zusammenfassend kann man sagen, dass RATHER RACCOON zwar immer wieder ihr Talent, coole Punkrock-Songs zu schreiben, durchschimmern lassen, aber insgesamt noch nicht das finale Patentrezept gefunden haben, um einerseits eigenständig und zugleich dauerhaft souverän zu klingen. Die guten Ansätze sind auf jeden Fall erkennbar.
RATHER RACCOON – All the kids
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. April 2014
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.