PULLOUT – Eagles & vultures

Bei den zahlreichen modernen Hardcore-Bands, die seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden sprießen, vergisst man beinahe, wie amerikanisch geprägter Hardcore in seinen Anfangstagen geklungen hat: Da war nix mit Breakdowns, Doublebassgewitter und melodiösen Leadgitarren, stattdessen dominierte pure, ungezügelte Energie, die ohne aufgeblähten Bombast auskam und eindeutig in der Punk- anstatt in der Metal-Szene seine Ursprünge hat. PULLOUT aus Kalifornien bringen mit ihrem Debütalbum dieses alte Hardcore-Feeling ein Stück weit zurück und verbinden die Einflüsse alter Wegbereiter wie BLACK FLAG mit zeitlosem Streetpunk der Marke THE UNSEEN. Dazu bewegen sich die Songs standesgemäß fast immer unterhalb der Zweiminutengrenze, lediglich das Stück „Drowning“ schlägt diesbezüglich mit seinen überraschenden vier Minuten ein wenig aus der Art.
Das einzige Manko auf „Eagles & vultures“ sind die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern: Obwohl die Scheibe eigentlich so produziert wurde, dass die einzelnen Tracks nahtlos ineinander übergehen, wurden die Trackindizes beim späteren Glasmastering leider so gesetzt, dass zwischen den Stücken nun immer eine etwa zwei Sekunden lange Unterbrechung entsteht, die gelegentlich auch mal ein ausklingendes Feedback etc. abhackt. Aber das ist nur eine Feinheit am Rande und ändert nichts an der Tatsache, dass PULLOUT hier eine gelungene, ungeschminkte Hardcore-Platte ohne überflüssige Schnörkel raushauen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.