PROJEKT KOTELETT – Matthias

Diese Veröffentlichung hat einen bitteren Beigeschmack, denn kurz nach den Aufnahmen zu „Matthias“ verstarb der PROJEKT KOTELETT-Schlagzeuger Andreas Schwabe nur wenige Tage vor seinem 50sten Geburtstag infolge eines Sturzes. Neben seiner Rolle als Musiker, die er im Laufe der Jahre noch in zahlreichen weiteren Bands wie etwa den RAZORS oder den PHANTASTIX bekleidete, galt er gleichermaßen als Urgestein und einer der Antriebsmotoren der Hamburger Punkrock-Szene. Das Album wurde trotz dieser traurigen Begleitumstände dennoch veröffentlicht: Zum einen als „Schwabes“ Vermächtnis, und zum anderen weil es überaus schade wäre, der Punkrock-Welt diese Aufnahmen vorzuenthalten.
Was PROJEKT KOTELETT stets auszeichnete, ist ihre charmante Art, erfreulich unmodern klingenden Punkrock mit subtil-humoristischen Texten zu versehen. Stilistisch bewegen sie sich in der Tradition alter Hamburger à la SHEEP ON A TREE, WITTE EXPERIENCE oder 3000 YEN (unkundigen Lesern seien hiermit als Nachhilfsutensilien die beiden legendären „Hamburger Schmuddelkinder…“-Sampler aus den 90er Jahren ans Herz gelegt), lassen aber auch mal eine Vorliebe für alte Recken wie die RAMONES („Barbie und Ken“, „Tom Taylor war ein Freund von mir“) oder die TOY DOLLS („Ich möchte einmal nur mit Paris Hilton shoppen gehen“) durchschimmern. Mein persönlicher Hit der Platte ist jedoch der Pogo-Kracher „Ich hab noch einen Bauwagen in Hamburg-Altona“, der einen förmlich zwischen Pogorausch und Zwerchfellkrampf hin- und herreißt. Und die vom letzten „Punk Chartbusters“-Sampler bekannte Titelmelodie zum Hollywood-Blockbuster „Beverly Hills Cop“ ist hier selbstredend ebenfalls vertreten.
Nicht jeder wird PROJEKT KOTELETT etwas abgewinnen können. Der hier ausgelebte Humor polarisiert ebenso sehr wie die dezent hamburgische Schnoddrigkeit, die die Hanseaten immer wieder an den Tag legen. Aber wer mit den Koteletts einigermaßen auf einer Wellenlänge liegt, dürfte verdammt viel Spaß mit „Matthias“ haben.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.