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PLOSIVS – s/t

 
Hier die wahrscheinlich subjektivste Zehn-Punkt-Rezension, die es je bei blueprint gab. Denn ich gebe ganz frei und offen zu: ich bin Fan von John Reis seit ich denken kann. ROCKET FROM THE CRYPT? Geil!!! HOT SNAKES? Yeah!!!! DRIVE LIKE JEHU? Selbstverständlich! SULTANS und THE NIGHT MARCHERS? Nicht ganz so geil, aber auch nicht schlecht. Nur zu seiner ersten Band PITCHFORK kann ich nicht so viel beitragen. Ich muss aber dazusagen, dass ich auch kein blinder Verehrer von Speedo (so sein Spitzname) bin, der per se alles super findet, was aus seiner Feder kommt. Aber sein musikalischer Stil (und stilistisch gibt es ja durchaus große Unterschiede zwischen den genannten Bands), kriegte mich immer wieder. Ich hätte mir auch um ein Haar ein RFTC-Tattoo auf den Unterarm tätowieren lassen, wenn mich nicht ein Kumpel drauf hingewiesen hätte, dass die Rakete doch sehr einem Phallus-Symbol ähnele.
Als nun ein Freund schrieb „PLOSIVS – neue Band von Leuten von PINBACK, ROCKET FROM THE CRYPT etc. Gefällt mir ganz gut“ wurde ich natürlich hellhörig. Überraschend wurde vom Label gleich das ganze Album bei YouTube reingestellt. Die ersten beiden Songs gefielen mir schon ganz gut, wirklich gekriegt hatten sie mich aber erst mit dem dritten Stück „Thrown clear“, wo die Gitarren toll ineinandergreifen und die Kombination von Melodiegefühl und Punkgitarre so richtig aufgeht. Dass eine Mischung von PINBACKs melodischem Songwriting und Speedos typischem Les Paul-Sound so gut miteinander harmoniert, hätte ich niemals gedacht. Das folgende „Never likely“ toppt diesen Song sogar noch, weil hier zusätzlich sehr gekonnt mit der Dynamik gespielt wird. Ein mehrstimmiger melancholischer Gesang im Chorus, nach zweieinhalb Minuten wird der Song auf Bass und leise Drums heruntergefahren, man denkt bereits, dass das Stück ausklingt, bis es umso eindrucksvoller noch mal richtig explodiert. Bereits nach diesem Song hatte ich mir online das Vinyl bestellt. Dabei hat das Album noch so manche Hits zu bieten. „Broken eyes“ lässt fast ein wenig an ENGINE DOWN denken, während mich „Pines“ wieder mehr an PINBACK (und manch andere gute Emo-Band der frühen Zweitausender) erinnert. Und so geht es bis zum Ende am laufenden Band weiter. Verdammt schnelle Harmonie- und Rhythmuswechsel, ordentlich Schmackes von den Drums (an denen kein Geringer sitzt als Atom Willard von u.a. ANGELS AND AIRWAVES, AGAINST ME!, SOCIAL DISTORTION etc.) und dazu immer wieder die tollen Gesangsmelodien von PINBACKS Rob Crow, dessen Stimme auch heute noch so jung klingt wie von einem Mitzwanziger. Natürlich haftet an PLOSIVS auch eine Menge Neunziger. Aber wen stört’s, wenn hier gleichzeitig eine der besten Bands geschaffen wird, die es damals noch nicht gegeben hat?
Bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur ein weiteres Nebenprojekt der beteiligten Musiker ist, denn dafür sind PLOSIVS einfach viel zu gut!