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PLEIL – Liebe Grüße / Jazz ist keine Option (7″)

 
Im Laufe der Jahre hat Marco Pleil einen ganzen Haufen Erfahrungen in der Musik-Szene gesammelt. Zunächst in den Neunziger Jahren mit seiner damaligen Pop-Punk-Band STRANGE, im darauffolgenden Jahrzehnt mit der Indierock-Formation CLOUDBERRY, die sogar für kurze Zeit Majorlabel-Luft bei EMI schnuppern durfte. Seit deren Auflösung war PLEIL dann nur noch solo unterwegs, probierte ein wenig herum und hat im vergangenen Jahr schließlich das Album „Die Spur des Kalenders“ aufgenommen. Auf diesem präsentiert sich der Hesse als eine Art Singer/Songwriter im Indierock-Gewand, was vor allem dem Umstand geschuldet ist, dass er anstelle einer Akustikgitarre eine angezerrte E-Gitarre spielt, was seinen Liedern eine sehr spezielle Note verleiht. Ich fühle mich an eine minimalistische Version von TOCOTRONIC (checkt zum Beispiel mal die Songs „High Energy“ und „Nein-Maschine“) oder auch den früheren TOMTE erinnert, wobei der Vergleich mit Letzteren vor allem auf PLEILs Gesangsstil zurückzuführen ist, da er, ähnlich wie der junge Thees Uhlmann, dazu neigt, Silben übermäßig in die Länge zu ziehen. Ein gutes Jahr später folgt nun ein neues Lebenszeichen in Form der hier vorliegenden Vinyl-Single, deren A-Seiten-Track „Liebe Grüße!“ weitestgehend nahtlos an die Lieder des Albums anknüpft. Ein schöner, von Melancholie geküsster Semi-Akustik-Song, der obendrein noch mit einer sphärischen Klangkulisse unterlegt wurde. Die Flipside „Jazz ist keine Option“ überrascht hingegen mit zusätzlichen Drumloops und Keyboard-Sounds und lässt PLEIL fast schon wieder wie ein Full Band-Projekt klingen. Insofern darf man gespannt sein, ob er bei seinen zukünftigen Veröffentlichungen diesen Weg weiter verfolgt, oder ob er sich doch wieder auf Stimme und Gesang reduziert. Beide Varianten haben auf jeden Fall ihren Reiz.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.