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PHONEY 14 – Alter Name, neuer Klang

Meine Verwunderung war zugegebenermaßen groß, als im Mai letzten Jahres plötzlich ein Newsletter von PHONEY 14 in meinem Postfach zappelte und in diesem die Veröffentlichung einer neuen EP verkündet wurde. Denn immerhin lag das letzte wirkliche Lebenszeichen der Ruhrcoast-Punks schon eine ganze Zeit zurück, und ehrlich gesagt hatte ich fest damit gerechnet, dass die sympathische Kapelle still und heimlich das Zeitliche gesegnet hätte. Und als wäre das alles nicht genug, so überraschten mich die Jungs auch noch mit einem komplett runderneuerten Sound sowie zwei neuen Gesichtern. Grund genug, bei Drummer Markus nachzufragen, was bei PHONEY 14 los ist. Here we go!

[F] Moin Markus! Vor ungefähr sechs Jahren verschwanden PHONEY 14 plötzlich von der Bildfläche, obwohl ihr euch zuvor durch eine jahrelange Präsenz ausgezeichnet habt. Was war passiert?
[A] Puh, eigentlich hatten wir gar nicht vor, von der Bildfläche zu verschwinden. Wir hatten bis zum Jahr 2008/2009 immer Vollgas gegeben und befanden uns mitten in den Aufnahmen zu unserem ersten Album. Wir wollten alles richtig machen, hatten uns extrem viel vorgenommen und kurz vor Schluss kamen wir über mehrere Monate einfach nicht mehr voran. Dieser Zahn nagte an uns, so dass Paddy, Charly und ich uns eines Tages im Proberaum wiederfanden und fragten, ob wir alle noch Bock hätten…. Hatten wir irgendwie nicht mehr, letztlich spielten wir dann keine Abschiedsshow und die Band lag auf Eis.

[F] Als niemand mehr damit gerechnet hat, startetet ihr euer Comeback, allerdings runderneuert: Mit Charly (Gesang & Bass) und André (Gitarre) sind neue Leute dazu gestoßen, und auch euer Sound hat sich im Vergleich zu damals signifikant verändert. Hand aufs Herz: Wäre es da nicht sinnvoll gewesen, einen klaren Schnitt zur Vergangenheit zu vollziehen und unter einem neuen Bandnamen weiterzumachen? Warum spielt ihr immer noch unter dem Namen PHONEY 14?
[A] Ui, so viele Fragen auf einmal! Mit André und Charly mache ich schon seit meiner Jugend Musik und die beiden Jungs waren auch Gründungsmitglieder von P14. Für uns war es so, ob wir in den liegen geblieben VW-Bus wieder ein paar Original-Teile eingebaut haben. Wir hatten als Freunde Bock, wieder zusammen Musik zu machen und haben dann einfach losgelegt. Der neue Sound entspricht dem Ursprungsgeist von P14 eher, als die Musik mit der wir 2009 "liegen geblieben" sind. Wir hatten ehrlicherweise schon Bock gehabt dem Ganzen einen neuen Namen zu geben, wobei wir es zu den ersten Shows einfach verpasst hatten, dieses Detail zu ändern. Aber wie sagt man doch so schön: Wirft der Arsch auch Falten, wir bleiben doch die Alten.

[F] Mit "351" habt ihr auch gleich eine neue EP am Start. Ein seltsamer Name für eine CD-Veröffentlichung! Wärst Du so freundlich, diese Zahlenkombination für unsere Leser zu dekodieren?
[A] Na klar: Die "3" steht für drei Freunde, die "5" für fünf Songs, und die "1" – ????? Ich weiß gar nicht mehr, wofür die eins steht. Ein dummer Witz oder eine Show im Jahr vielleicht… Ist ja auch egal. Wieder dieses Thema mit den Namen. Andere Sachen können wir sicher besser, hehe.

[F] Dass ihr euch im Vergleich zu damals soundtechnisch verändert habt, hatte ich ja bereits angedeutet. Wie würdest Du selber den Unterschied zwischen eurem Sound zu "Songs from the Ruhrcoast"-Zeiten und heute beschreiben?
[A] Wir sind definitiv rauer geworden und probieren einfach mehr aus. Zudem haben wir nicht erst versucht, alles unbedingt perfekt aufzunehmen oder die komplette Bandbreite der Studiotechnik zu nutzen. Von den Einflüssen ist es in jedem Fall ein Schritt zurück zu unseren Wurzeln, wie z.B. CLASH, RANCID, BOUNCING SOULS. Man muss aber zugegeben, dass wir auch Songs haben, die gut auf die "Songs from The Ruhrcoast" gepasst hätten.

[F] Die meisten anderen Bands, die zu der damaligen Zeit als Aushängeschilder der deutschen Melodic-/Pop-Punk-Szene fungierten, haben sich mittlerweile aufgelöst (ONE FINE DAY, D-SAILORS, SKIN OF TEARS, 5 BUGS), andere wiederum existieren zwar noch, führen heutzutage im Vergleich zu damals allerdings eher ein Schattendasein. Im Gegenzug kamen kaum neue Bands hinzu, die sich einen überregionalen Bekanntheitsgrad erspielen konnten. Hat sich das ganze Pop-Punk-Ding in Deutschland deiner Meinung nach mittlerweile überholt?
[A] Puh, schwere Frage. Ich finde dass es generell schwieriger geworden ist für kleine Bands, ein Publikum zu finden. Es gibt bekanntermaßen weniger Locations und die Kids rennen nicht mehr ohne weiteres auf Konzerte kleinerer Bands und feiern diese auch noch ab. Es ist halt nicht mehr 2005… Was (englischsprachigen) Pop-Punk betrifft, haben und hatten wir in Deutschland meiner Ansicht nach keine geschlossene Szene, die kleine deutsche Pop-Punk-Bands aktiv entdeckt und diese dann supportet, wie man es vom Deutschpunk oder Metal zum Teil kennt. Klar ist, dass Pop-Punk zurzeit nicht gerade Konjunktur hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass, wenn man als Band funktioniert, gute Songs schreibt und Bock auf Live-Shows hat, jeder sein Publikum findet. Das können unsere alten Weggefährten aus deiner Frage sicher bestätigen.

[F] Wie geht´s mit euch nun weiter?
[A] Zu aller erst wollen wir drei zusammen eine gute Zeit haben, neben Beruf und Familie möglichst viele Shows spielen und auf jeden Fall nochmals ins Studio gehen. Musikalisch entwickeln wir uns immer weiter zum Punk/Hardcore unserer Jugend, was unwahrscheinlich viel Bock macht. Da schreiben wir gerade viele neue Songs und vielleicht bekommen wir ja dieses Mal ein Album fertig gestellt. Checkt einfach immer wieder unseren Blog auf http://www.phoney14.de, da seid ihr immer auf dem neusten Stand.

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Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.