Den Hang zur großen Geste gab es bei OTHER LIVES schon immer. Doch während man die Band aus Oklahoma bisher eher in den Kammermusik-Saal gesteckt hätte, klingt ihr neues Album „For their love“ vielmehr nach dem großen Saal der Elbphilharmonie. Die einzelne Geige ist nun einem ganzen Orchester gewichen, die kleine Melodie wird hier gegen eine ausgefeilte Opulenz ausgetauscht. Zugleich treten die elektronischen Elemente ihres letzten Albums „Rituals“ wieder in den Hintergrund, während auf dem nunmehr vierten Longplayer quasi eine Rückbesinnung auf die Alte Musik erfolgt. Dass OTHER LIVES dies beherrschen, haben die Multiinstrumentalisten bereits in der Vergangenheit bewiesen, doch auch die großen Arrangements stehen ihnen gut zu Gesicht. Die Melancholie leidet darunter keineswegs, tatsächlich klingt „For their love“ so, als ob es bereits im Winter hätte erscheinen müssen, als man es sich noch mit einer Decke und einem Tee vor dem Kamin gemütlich gemacht hat.
Fünf Jahre Arbeit stecken in diesem Album – so lange haben sich die Musiker um Jesse Tabish noch nie Zeit gelassen für eine neue Platte, und doch hört man die Ideen und Komplexität heraus, der es für diese zehn Stücke bedurfte. Dass sich die opulente Instrumentierung durchaus mit einer Twang-Gitarre („Lost day“), einem sanften Xylophon oder oft auch einem vielstimmigen Chor kombinieren lässt und man im Ergebnis auch cineastische Momente („Nights out“) damit erzeugen kann, zeigen sie auf „For their love“ eindrucksvoll auf. In „Hey hey I“ wird sogar im Stile der großen Stones gerockt, und selbst dies beherrschen OTHER LIVES. Ein abwechslungsreiches und beeindruckendes Album, das ihnen hiermit mal wieder gelungen ist.