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ORPH – Poems for Kui

Mit manchen Alben ist es schon seltsam. Man kann sie nicht einordnen, sie fesseln aber vom ersten Ton an. ORPHs „Poems for Kui“ ist so ein Album. Was da im Hintergrund des eigentlichen Songs passiert, wechselt zwischen frühen CURRENT 93, TOM WAITS, THE CLASH und Filmmusik hin und her und hält die Spannung stets aufrecht. Die Weimarer machen aus allem, was sie hören, Musik, nutzen es für sich und ihre Songs. Wie etwa in „Der sprechende Berg“, der klingt, als wäre er in den Anfangstagen des Industrial aufgenommen, wirkt aber beileibe nicht so erdrückend, sondern stellt den Hörer auf eine Rezeptionsprobe, die manch einer wohl nicht bestehen wird, denn Geduld und Aufmerksamkeit sind hier gefragt. Lässt man sich auf die Klänge ein, dann beginnen sie ihr eigenes Wirken in Geist und Körper zu entfalten. Darauf direkt ein Gitarren-Popsong, wie man ihn durchaus auch im Radio vermuten könnte. Kein Gefühl hat auf „Poems for Kui“ eine lange Lebenserwartung, immer wieder wird nach Ersatz gesucht und dieser auch gefunden. ORPH packen, lassen los, greifen wieder zu, drehen sich weg und drücken sich fest an uns. All das gleichzeitig. Interessant ist in diesem Zusammenhang zu wenig. Mutig ist es auf jeden Fall und überzeugend umgesetzt. Mal möchte man tanzen, um dann im selben Song in den Sessel zu fallen und nur noch zuzuhören. Gerne möchte man Kui sein, die ominöse Person, der die Songs laut Albumtitel gewidmet sind. Dieses Album ist ein „Sprung in die Wolken“, mit der Sicherheit, von ihnen aufgefangen zu werden.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.