Das letzte Konzert vom OPEN SOURCE TRIO in Postfeld in der Holsteinischen Schweiz wurde leider kurzfristig abgesagt. Aufgrund technischer Probleme des Veranstalters. Also nutzten wir die zweite Chance und machten uns auf den Weg nach Dahlem.
Dahlem? Erst mal googeln, wo das liegt. Aha, von Lüneburg aus Richtung Wendland, beim Aldi in Dahlenburg nach links, nach anderthalb Kilometern noch mal links und dann in den Wiesenweg. Wenn das OPEN SOURCE TRIO nicht gerade in Rumänien oder Bulgarien tourt, sucht sich das multinationale Trio immer die abgelegensten Locations.
Dahlem hat 515 Einwohner, eine Bushaltestelle, eine Autowerkstatt und die Apples Lounge. Hinter der Apples Lounge verbirgt sich ein Apfelweinhersteller, der in einem ehemaligen Bauernhof ein kleines Restaurant und ein Bed & Breakfast betreibt. Wahlweise kann man auch in einem ehemaligen Bauwagen übernachten.
Hinter dem Bauernhaus baute die Band gerade unter einem Gartenpavillon ihr Equipment auf, während der Hausherr damit beschäftigt war, ein Bierfass anzustechen. Inmitten der Natur glich das Szenario eher einem privaten Gartenfest als einem öffentlichen Konzert. Wir setzten uns an einen der Holztische, schauten in die Speisekarte, die vornehmlich auf regionale Produkte setzte, und bestellten einen gratinierten Ziegenkäse, einen Holunder-Cheesecake und dazu eine Auswahl an Ciders. Die übrigen Tische füllten sich im Laufe des Abends, wobei es den Anschein hatte, dass es sich bei den Gästen hauptsächlich um Freunde aus der Nachbarschaft handelte, die spontan mit dem Rad vorbeiradelten.
Zur besten Fernsehzeit eröffnete das OPEN SOURCE TRIO den Abend auch offiziell und fand zu Beginn die passende musikalische Begleitung zu einem lauen Sommerabend, an dem man mit Freunden anstoßen konnte. Dabei wechselten die Stile zwischen ruhigem Bar Jazz, eher klassischen Debussy-ähnlichen Passagen auf dem Stage Piano und groovigen Bassparts. Im Laufe des Abends erfuhren wir dann auch, dass Schlagzeuger Juri Schewe aus der Region stammt und dass das OPEN SOURCE TRIO momentan im Gästehaus nebenan für ein neues Album probt. Doch war es zu Anfang des Sets noch verhältnismäßig ruhig, folgten Stücke, die sich von einem langsamen Beginn über ein klassisches Jazz-Stück bis hin zu einem wilden Ende steigerten, das man fast der Sparte Post-Hardcore zuordnen konnte. Was das OPEN SOURCE TRIO auszeichnet, sind zum einen die technischen Fähigkeiten der einzelnen Musiker, die sie zum anderen mit überraschenden Stilwechseln verbinden und den Songs somit eine unglaubliche Vielfältigkeit geben. Die ersten beiden Alben nahmen sie noch in Eigenregie auf. Man kann nur hoffen, dass das dritte Album von einem Labelscout entdeckt wird und ihnen endlich die verdiente Aufmerksamkeit zuteilwird, die ihnen eigentlich zustehen sollte. Denn diese Band verdient es, entdeckt zu werden – sie ist einfach viel zu großartig für die Nische!