NOTHINGTON auf Abschiedstour – da heißt es nicht nur „Good bye“, sondern es gilt auch, die eine oder andere Krokodilsträne zu unterdrücken, denn der Vierer gehörte meiner Meinung nach zu den besten Bands, die der rau-melodische Mitgröhl-Punkrock in den letzten Jahren zu bieten hatte. Glücklicherweise gastierten sie im Rahmen des Frosty Booze Cruise-Festivals gleich zweimal in Hamburg, wobei uns der Weg am Donnerstag zum Konzert auf der MS Hedi geführt hat. Die 96 verfügbaren Tickets für den Kahn waren selbstverständlich in Windeseile vergriffen, so dass man sich trotz des herbstlichen Wetters auf einen lauschigen Konzertabend in kuscheliger Atmosphäre gefasst machen konnte. Diesen sollten eigentlich ALL ABOARD eröffnen, doch diese mussten kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Oder waren sie in Wirklichkeit noch von ihrem sieben Jahre zurückliegenden ersten Törn auf der MS Hedi traumatisiert, auf dem sich die Mönchengladbacher Süßwassermatrosen unentwegt über den gewaltigen Wellengang der Elbe echauffiert hatten? Man weiß es nicht… Jedenfalls war NOTHINGTON-Gitarrist JOE McMAHON so freundlich, als Singer/Songwriter einzuspringen und die Bootsbesatzung mit einem Akustik-Set einzustimmen, in dem er u.a. Songs von AGAINST ME! oder den BOUNCING SOULS zum Besten gab.
Die zweite Runde gehörte dann NOTHINGTON, und nicht zuletzt aufgrund der sehr beengten Platzverhältnisse geriet die Show zu einem ebenso chaotischen wie auch energiegeladenen Paradebeispiel dafür, was diese Band stets ausgemacht hat. Band und Publikum verschmolzen zu einer einzigen Masse, zahllose Bierflaschen purzelten umher, und das Publikum sang jeden Song dermaßen inbrünstig mit, dass die Band ihre gesanglichen Aktivitäten auch ebenso gut hätte einstellen können. Die Setlist hingegen war erwartungsgemäß eine illustere Reise durch die zwölfjährige Bandgeschichte: frühe Stücke wie „Bottom line“ oder „Last time“ wurden ebenso zum Besten gegeben wie allseits beliebte Singalong-Hymnen der Marke „End of the day“, „A mistake“ oder „St. Andrews Hall“, und diverse Songs des letzten Albums „In the end“ durften natürlich ebenfalls nicht fehlen. Als die Hedi nach zwei Stunden wieder anlegte, lag folglich eine gewisse Wehmut in der Luft, im Endeffekt überwog jedoch die Dankbarkeit, noch einmal einen so intimen Abend mit der Band erlabt haben zu dürfen. Und wer weiß – vielleicht finden NOTHINGTON ja eines Tages zusammen und betouren Deutschland erneut. Gerne auch wieder mit einem Konzert auf der MS Hedi.