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ERWIN THOMAS – Nicht weniger als die Weltherrschaft

ERWIN THOMAS ist kein unbeschriebenes Blatt, auch wenn sich sein tiefes Bedürfnis, Musik zu machen, bisher eher abseits der medialen Wahrnehmung entfaltete. Aber nun bietet er der Welt mit „Songs from my apartment“ eine Projektionsfläche für persönliche, dabei aber nicht minder universelle Befindlichkeiten an. Und was da aus seinem Apartment den Weg in die Welt sucht, sind einerseits bittersüße Folkperlen und andererseits Elektronik-durchwobene Ausflüge in Pop. Elektro-Folk nennt er das selbst. In seiner Heimat Dänemark bereits vor einem Jahr veröffentlicht, bescherten ihm wohlwollende Kritiken schließlich einen gefeierten Auftritt beim Roskilde-Festival. Im April und Mai kann man sich auch auf hiesigen Bühnen von seinem Songwriting-Talent überzeugen. Bis dahin gibt es erst mal was zu lesen:

[F]Du hast vorher bereits in verschiedenen Bands gespielt. War das immer Folk oder auch mal komplett andere Richtungen? Und wieso hast du dich letztendlich entschieden, solo weiterzumachen?
[A]Ich habe schon immer Folk-Songs geschrieben aber auch schon sechs Jahre in einer Punkband gespielt, was ein ziemlicher Spaß war. Andererseits habe ich auch alles Mögliche gespielt – Jazz, Rock, Reggae, Indie, Elektronik usw. Das ist vermutlich auch der Grund für die vielen verschiedenen Referenzen, die sich in meiner Arbeit wieder finden. Dass ich nun solo weitermache, war eine natürliche Entwicklung, da es schwer war, Bandmitglieder zu finden, deren Verlangen nach Musik genauso tief war wie meines.

[F]Wenn man dein Album hört, entsteht manchmal der Eindruck, dass du dich nicht richtig zwischen Folk, Elektro und Pop entscheiden konntest. Verfolgst du damit irgendeine Absicht?
[A]Nun, vermutlich hast du Recht, und ich konnte mich vielleicht nicht entscheiden. Ich weiß auch nicht. Ich hatte einfach Lust, diese Musik zu machen. Es gab da keinen großen Masterplan, was meine Songs anbelangt. Sie sind einfach so entstanden.

[F]„Keep on passing the open windows“ erinnert mich an Jeff Buckley. Zählt er zu deinen Einflüssen?
[A]Jeff Buckley gehört definitiv zu meinen Einflüssen. Meines Erachtens war er ein fantastischer Songwriter. Aber auch Bob Dylan, Neil Young, Joni Mitchel, Dave Van Ronk oder Miles Davies haben mich sehr beeindruckt. Diese Leute drücken genau das aus, worum es geht, nämlich um Musik. Sie selbst sind die Musik.

[F]„Tonight“ wurde als Single ausgesucht. Es gibt auch ein Video dazu. Es ist offensichtlich der eingängigste Song der Platte. War das eine bewusste Entscheidung?
[A]Nicht wirklich, außer der totalen Weltherrschaft 😉

[F]Gerade im Genre "Folk" und "Singer/Songwriter" bedarf es dem gewissen Etwas, um herauszustechen. Denkst du, dass du dich behaupten kannst?
[A]Ich glaube schon, sonst würde ich das hier auch nicht machen.

[F]„Songs from my apartment“ wurde in Dänemark schon vor einem Jahr veröffentlicht. Wie waren denn die Reaktionen? Erwartet, überraschend oder vielleicht enttäuschend?
[A]Ich meine, die Reaktionen waren ziemlich gut. Ich wusste auch nicht wirklich, was ich erwarten sollte. Das war ja eine ziemlich neue Erfahrung für mich. Bisher habe ich sehr viel daraus gezogen und gelernt. Und ich lerne immer noch.

[F]Wie wichtig war denn Roskilde und dein Auftritt bei der Popkomm in Berlin für dich? Du hast deine Songs ja einerseits einem größerem Publikum und andererseits in einem umfassenderen Kontext (in Bezug auf den Business-Aspekt der Popkomm) präsentiert.
[A]Nun ich denke, jedes Konzert ist wirklich wichtig. Wenn sich die Leute Zeit nehmen und zu meinen Shows kommen, bin ich dafür sehr dankbar. Es bedeutet mir eine Menge. Roskilde und die Popkomm waren schon sehr wichtig. Durch die Popkomm bekam ich immerhin die Möglichkeit, im April und Mai als Support für SOLOUNGE nach Deutschland zu kommen. Danke auch noch mal an die Booking Agentur A.S.S. Das war eine große Gelegenheit.

[F]Arbeitest du bereits an einem zweiten Album? Und kannst du schon was über die Songs und deine Pläne im Allgemeinen sagen?
[A]Im Moment arbeite ich an neuem Material. Es geht noch mehr in Richtung Folk und weniger Elektronik, so viel lässt sich schon sagen. Ich bin gerade in New York und hab hier einige großartige Leute wie Gary Lucas und Lach vom Sidewalk Cafe kennen gelernt. New York ist wirklich sehr inspirierend. Ich genieße es, hier zu sein.