Das berüchtigte Hamburger Schmuddelwetter zeigte sich mal wieder von seiner erbarmungslosen Seite: NICO SUAVE hatte zur Abschlussshow seiner „Unvergesslich“-Tour geladen, und vor den Eingangsluken des in den Katakomben unter der Reeperbahn gelegenen Mojo Clubs harrte das Einlass begehrende Publikum tapfer in einer langen Schlange im Dauerregen aus. Obwohl es in den vergangenen Jahren ziemlich ruhig um ihn geworden war, haben die Fans den einst als eines der größten deutschen Rap-Talente geltenden HipHopper also offensichtlich nicht vergessen. Und das völlig zu Recht, auf seinem neuen Album klingt NICO SUAVE zwar deutlich erwachsener als damals, hat in puncto Rap-Skills jedoch keinen Deut eingebüßt. Zunächst konnten sich die Zuschauer jedoch zu den Klängen von ESTIKAY aufwärmen, der mit Unterstützung seiner Live-Band fluffigen HipHop zum Besten gab und sich stilistisch perfekt mit dem Sound des Hauptacts ergänzte. Dementsprechend positiv wurden die Tracks seiner brandaktuellen EP namens „Genau hier“ aufgenommen, so dass zum Ende seines Auftritts hin neben vereinzelten Weed-Wolken auch diverse Arme den Weg in die Luft fanden.
Richtig euphorisch wurde es dann allerdings erst nach der kurzen Umbaupause, als NICO SUAVE zu den ersten Tönen von „Hoch hinaus“ auf die Bühne sprang und die Leute sofort mit seiner vereinnahmenden Bühnenpräsenz mitriss. Unterstützung erhielt er sowohl von Instrumentalisten an Bass, Schlagzeug und Piano, als auch von seiner Frau Nima und einem weiteren Background-Sänger, so dass der soulige Charakter seines aktuellen Albums ideal auf die Bühne übertragen wurde. Dementsprechend lag der Fokus des Abends eindeutig auf den neuen Liedern wie „Auf der Suche“, „So siehts aus“, „Gedicht“ oder „Kaos“, während altes Songmaterial nur vereinzelt eingestreut wurde. Die emotionalen Höhepunkte bildeten indes der „Avi-Song“, bei dem Suaves Stiefsohn auf die Bühne kam und unter frenetischem Jubel der Anwesenden den Chorus mitsang, sowie die Liebesballade „Wie Könige“, die er mit seiner Frau im Duett sang und bei dem die beiden unwillkürlich an MAX HERRE und JOY DENALANE bei deren „Heute Nacht brauch ich ein bisschen mehr als Freundschaft“ erinnerten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich, dass NICO SUAVE mittlerweile endgültig angekommen ist. Bei so viel Emotionen geriet selbst das draußen immer noch lauernde Schmuddelwetter zur Nebensache.