Okay. Was soll man über NICK CAVE noch sagen? Was noch über ihn und seine Musik schreiben? Ein Glück, dass er es uns selbst einfach macht, indem er dieses besondere Konzert, das er ganz für sich alleine im Alexandra Palace in London spielte, das vielen sicherlich als Austragungsort von großen Darts- und Snookerwettbewerben bekannt sein dürfte, nun auch zum Nachhören anbietet.
Wer dieses Konzert, das Ende Juli ausgestrahlt wurde, mitbekommen hat, wird auch die seltsame, zwischen beklemmend und großartig liegende, Stimmung erlebt haben, die dieser große Saal, der fast schon einsame Flügel und der an ihm sitzende NICK CAVE erzeugten. Sehr intim, irgendwie auch sehr nah. Die Reduktion auf das Wichtigste, auf den Song selbst, gibt der Auswahl, die von Songs des aktuellen Studioalbums „Ghosteen“ über Klassiker bis hin zu GRINDERMAN-Tracks reicht, noch einmal etwas sehr Besonderes. So erhält beispielsweise „The mercy seat“ durch sie noch eine tiefere, beängstigendere und gleichzeitig faszinierendere Ebene. Egal, wie oft du diese Songs schon gehört haben magst, egal, wie sicher du sie zu kennen glaubst, NICK CAVE gelingt es, jedem einzelnen ein neues, anderes, bedeutungs- und gedankenvolles Leben einzuhauchen. Sein Klavierspiel und seine Stimme erzeugen so viel Macht, wie es nur wenigen gelingt. „Idiot Prayer“ ist ein großartiger Rundumschlag um das Oeuvre von NICK CAVE, das den Beweis antritt, dass es sich immer noch lohnt, ihm zu lauschen, da es stets etwas Neues, etwas Besonderes zu hören gibt.
Dieses Album ist fragil, kraftvoll, rasend, zurückhaltend, wild, friedlich, emotional, romantisch, leise und laut – es bringt einfach alles mit, was man sich wünschen kann. Manchmal braucht es eben nicht mehr als einen Flügel und eine Stimme. Okay, auch einen Songwriter und Entertainer der Extraklasse eines NICK CAVE.
Was soll man noch über ihn sagen? Ich bin gespannt darauf, was es über das nächste Projekt zu sagen geben wird. Aber erst einmal kann man mit „Idiot Prayer“ sehr glücklich werden und bleiben.