MY EDUCATION – A drink for all my friends

Das neue Album von MY EDUCATION beginnt ganz ruhig mit leisen Streicherflächen, die sich nach und nach, unterstützt von Piano, Gitarren, Bass, Synthesizern, Samples und Schlagzeug, zu einem wahren Instrumentalsturm aufbauen, der wie ein startender Düsenjet aus meinen Boxen fegt und mir die Frisur glattbügelt. Das ist Postrock, wie er sein muss! MY EDUCATION bleiben immer interessant und abwechslungsreich, und das ganz ohne Gesang. Die Band spielt sich durch sämtliche Dynamikstufen auf und ab und steigert sich dabei immer wieder von minutenlangen Ambiences hinein in wüste Klangorkane. Das erinnert stark an Bands wie MASERATI, EXPLOSIONS IN THE SKY, GODSPEED YOU BLACK EMPEROR und wie sie alle heißen. MY EDUCATION müssen sich jedoch keineswegs hinter diesen Größen des Genres verstecken. Was sie dabei von anderen abhebt, sind die oft sehr präsenten Streicher und der Einsatz einer Akustikgitarre in mehreren der insgesamt sieben Songs. Das verleiht der Platte insgesamt eine ziemlich pathetische Grundstimmung, die auch vor den ganz großen Gefühlen nicht halt macht. Dieser Umstand dürfte gemischte Reaktionen bei der Hörerschaft hervorrufen, was ich aber nicht per se als negativ bewerten möchte. Ganz im Gegenteil finde ich es durchaus erstrebenswert, als Band ein scharfes Profil zu haben und das dann bis zum Schluss durchzuziehen. Produktionstechnisch wurde hier jedenfalls sehr sauber gearbeitet. Die Songs haben die richtige Länge, um sich entfalten zu können, es wurden zu den für dieses Genre obligatorischen Gitarrensounds mit großen Hallräumen einige interessante Spielereien hinzugefügt und Mischung bzw. Mastering klingen druckvoll und definiert. Diese Platte hat alles, was ein gutes Postrock-Album braucht. Wenn man große Gefühle zulassen kann.