Ui. Der wohl schönste Bandname, den ich seit langem gehört habe. Und ein Artwork, das mein Herz höher schlagen lässt – ein verwachsener, knorriger Baum, auf dessen Krone vor düstergrauem Himmel eine schiefe, krumme Stadt wächst. Und dann kommt die CD auch noch im Pappschuber. Wundervoll. Wenn das mal kein Indiefeuerwerk wird! Dann wird’s dunkel. Statt dandyesquem Boy-Pop, angenehm zuckrig und frech, umspülen nerdig-verkopfte und überraschend handfeste Sounds meinen Kopf. MY AWESOME MIXTAPE sind trotzdem Indie. Trotz Math-Rock-Elementen, trotz HipHop-Anleihen. „Wir sind voll anders als alle anderen!“ scheinen die zwölf Songs geradezu zu brüllen. Und sie haben recht. Mit „How could a village turn into a town“ haben die Italiener, man verzeihe mir die Plattitüde, das Rad zwar nicht neu erfunden, anders als viele andere sind sie dennoch. Und besser. Komplex und oft fast schon experimentell klingt das, was das Quintett aus Bologna da fabriziert hat. Die Beats sind schleppend, das Schlagzeug peitscht sich durch die Songs und lässt die Gefälligkeitssuppe aus den Harmonieschüsseln schwappen, die Melodien sind nicht immer eingängig, dafür aber intensiv und mitreißend. Geradezu betörend sind die Einsätze von Geige und Trompete, die einigen Songs einen matt schimmernden Folk-Anstrich verpassen. Sänger Maolo Torregiani, der klingt, als hätten Cedric Bixler-Zavala von AT THE DRIVE-IN, John Flansburg von THEY MIGHT BE GIANTS und einer dieser blonden Jungs von SUGARPLUM FAIRY gemeinsam ein sprachbehindertes Kind gezeugt, und der sich vermutlich nicht mal mit ganz viel Rum schön saufen lässt, ist dabei der heimliche Star. Sind Sänger ja oft. Dieser hat es sich aber verdient. Weil er jeden Song zu einem kostbaren Klumpen Gold macht. Liegt vielleicht an seiner Aura. „How could a village turn into a town” ist ein Album, in das man sich reinhören muss. Das sich ganz allmählich seinen Weg ins wilde Indieherz bahnt. Und da dann nie wieder raus kommt.