An dieser Stelle sollte eigentlich ein ganz normaler Konzertbericht stehen. Ein Bericht von einem feucht-fröhlichen Abend voller sympathischer Menschen, die die Liebe zur Punk- und Hardcore-Kultur eint. Von Menschen, denen ich erst zweimal in meinem Leben persönlich begegnet bin, und die ich dennoch sofort ins Herz geschlossen habe. Von drei Bands, die sich bereits seit Jahren durch gemeinsame Konzerte kennen und die sich liebevoll mit vermeintlich despektierlichen Band-Spitznamen, die sie sich gegenseitig verpasst haben, auf die Schippe nehmen. Und von obskuren Wetten, deren Einsatz darin besteht, einen kompletten Tour-Tag lang ein Bienenkostüm zu tragen. Aber all das ist schlagartig in den Hintergrund gerückt, denn wie sich im Nachhinein herausgestellt hat, war der gemeinsame Auftritt von LITBARSKI, YARD BOMB und MOLOCH im Sozialen Zentrum Norderstedt das letzte Konzert, das MOLOCH-Bassist Dirk mit seiner Band spielen durfte – nur wenige Tage später wurde er als Passant von einem Auto erfasst und erlag noch am Unfallort seinen schweren Verletzungen. Als ich davon erfuhr, herrschte in meinem Kopf eine Mischung aus Schock und Trauer. Und das, obwohl ich diese Person erst zweimal persönlich getroffen habe. Wie muss es da erst seiner Partnerin, seiner Familie, seinen Freunden und seinen Bandkollegen ergehen?! Wie sollen sie so einen unendlich schmerzvollen Verlust in ihrem unmittelbaren persönlichen Umfeld ertragen? Das übersteigt aktuell mein Vorstellungsvermögen.
Ich selber habe Dirk trotz der eher düsteren Musik, die MOLOCH spielt, als einen sehr lebensfrohen Menschen erlebt. Vielleicht war es daher auch so etwas wie eine Fügung des Schicksals, dass ausgerechnet ihm an diesem Abend in Norderstedt die „Ehre“ zuteil wurde, in das bereits erwähnte Bienenkostüm zu schlüpfen. Denn dadurch war er automatisch so etwas wie der heimliche Mittelpunkt des Abends – eine Art Sympathieträger, der den Anwesenden auf herzliche Weise vor Augen führte, was das Besondere an Menschen wie ihn ausmacht: nämlich die Fähigkeit, sich selber nicht allzu wichtig zu nehmen und trotz all der Scheiße, die tagtäglich auf dieser Welt passiert, den Spaß am Leben nicht zu verlieren. In diesem Fall an einem Leben, das leider viel zu schnell beendet wurde. Ruhe in Frieden, Dirk!