Es gab eine Zeit, da kam das Hören eines neuen Albums von MINUS THE BEAR dem Griff in einer Wundertüte gleich. Nach zwei Alben, die man grob den Sparten Emo/Post-Punk im Stile von KARATE und Co zuordnen konnte, folgten Abstecher in Richtung Prog-Rock („Planet of ice“) und Prog-Pop („Omni“), während die Experimente auf ihrem letzten Album („Infinity overhead“) wieder in den Hintergrund traten und dafür verstärkt in Richtung Pop geschaut wurde. Album Nummer sechs schließt dort nahtlos an, und wenn man es genau nimmt, klingt es ein wenig so, als ob man alle bisherigen Zutaten in einen großen Topf geworfen und ordentlich durchgemixt hat. Das ist gut für die Fans, denen einzelne Alben im Werdegang der fünf Herren aus Seattle nicht gefallen haben, wer aber die kontinuierliche Weiterentwicklung der Band mag, wird sicher ein wenig enttäuscht sein.
Tatsächlich handelt es sich bei dem hier vorliegenden Album um Material der letzten sieben Jahre, das es nicht auf die regulären Alben geschafft hat. Also Ausschussware? Keineswegs. Der Gesang und andere Stellen wurden überarbeitet, neu eingespielt, und so klingt „Lost loves“ tatsächlich, als ob man aus den vergangenen Jahren seinen eigenen und irgendwie doch recht homogenen Stil herausgefiltert hat. Nach dem Hören von „Lost loves“ jedenfalls kaum vorstellbar, dass das nächste Album noch mal eine völlig neue Richtung einschlägt.