In den letzten Jahren sind eine ganze Reihe ziemlich sehenswerter Fotobücher rund um die Punk-Szene erschienen (exemplarisch sei an dieser Stelle das großartige Werk „Hit the stage“ von Tim Hackemack genannt). Was den Bereich Ska-Musik betrifft, gab es diesbezüglich leider deutlich weniger zu bestaunen, was zu einem gewissen Punkt jedoch auch nachvollziehbar ist, da diese Szene im Vergleich zum Punk wesentlich überschaubarer ist. Mit „Meet my family“ hat die Fotografin Mie Photos nun allerdings einen stattlichen Foto-Band herausgebracht, der diese Lücke füllt und auf 260 Seiten eindrucksvolle Konzertbilder internationaler Ska-Formationen bereithält. Der Untertitel „United against racism“ gibt dabei eine Art roten Faden vor, denn obwohl Ska-Musik an sich aufgrund seines jamaikanischen Ursprungs eigentlich auch in Europa und Amerika über ein antirassistisches Selbstverständnis verfügen sollte, kam es diesbezüglich aufgrund der subkulturellen Verflechtung mit der Skinhead-Bewegung immer mal wieder zu Konflikten. Nicht umsonst ist das Logo der linken SHARP-Bewegung (= Skinheads Against Racial Prejudice), die sich Ende der 1980er Jahre als Reaktion hierauf gegründet hat, an das Markenzeichen des Ska- und Reggae-Labels Trojan Records angelehnt, und auch in Deutschland gehörten Ska-Bands wie die ebenfalls hier vertretenen BLECHREIZ und NO SPORTS zu den treibenden Kräfte dieser Bewegung. Um diesen antirassistischen und antifaschistischen Grundcharakter sowie die Internationalität der Szene hervorzuheben, lässt Mie Photos zwischen den Bildern zahlreiche Protagonist*innen von Bands wie THE VALKYRIANS, DAKKA SKANKS, THE DOWNSETTERS, 8°6 CREW, INTENSIFIED, JOHNNY REGGAE RUB FOUNDATION, MR. REVIEW, YELLOW UMBRELLA, SOUL RADICS, THE BUSTERS und vielen anderen zu Wort kommen und ihre eigenen Erfahrungen und Sichtweisen schildern. Das eindrucksvollste Statement sind jedoch die Bilder selbst, bieten sie doch einen authentischen Einblick in eine überaus diverse Szene. Oder wie es DR. RING DING treffend auf den Punkt bringt: „Eigentlich unfassbar, dass es Menschen gibt, die Musik dazu nutzen, sich zu distanzieren oder Gesellschaften zu spalten. Und unverständlich, wenn diese Menschen sich dazu auch noch einer Musik wie Ska bedienen, wo es schon immer um Internationalität geht, die Menschen verschiedenster Länder und Kulturkreise zusammenbringt und wo Vielfalt eine erstrebenswerte und gefeierte Lebenseinstellung ist“. Dem Buch liegt außerdem noch eine CD-Compilation bei, auf der viele der hier abgebildeten und zu Wort kommenden Bands zu hören sind.
Verlag: Verlag Mirko Schmidt
Seiten: 260 Seiten (Hardcover)
Preis: 34,90 €
Erscheinungstermin: 17.06.2022
http://www.edition-noname.de