MICHAEL LANE – Sweet notes

Um ja keine falschen Vermutungen aufkommen zu lassen: Ich gehöre zu den Menschen, die noch nie in ihrem Leben eine komplette Musik-Castingshow am Stück gesehen haben. Wenn ich jedoch zufällig mal bei einer derartigen Show durchzappe und einige Minuten beim entsprechenden Sender verharre, dann bin ich allerdings immer wieder erstaunt, welche Professionalität viele der dort auftretenden, zumeist noch recht jungen Teilnehmer an den Tag legen. Zugleich frage mich aber auch, inwiefern diese Personen ihr mehr oder weniger vorhandenes Talent auch außerhalb dieser medialen Showbühne nutzen. Im Fall von MICHAEL LANE ist die Antwort offensichtlich: Der „The voice of Germany“-Finalist von 2012 lässt sich vom ausgebliebenen großen Durchbruch offenbar nicht beeindrucken, sondern geht seinen bereits zuvor eingeschlagenen Weg als Singer/Songwriter unbeirrt weiter. Auf seinem in Eigenregie veröffentlichten Debütalbum „Sweet notes“ liefert er neun melancholische Gitarrenpop-Songs ab, die aufgrund ihrer durchdachten Arrangements und der mit viel Hall versehenen Stimme auf Anhieb Gänsehaut-Atmosphäre erzeugen. Lieder wie „In the moment“, „Nowhere“ oder „Her love“ lassen in ihrer fragilen Art direkt an SIMON & GARFUNKEL denken, und auch die gelegentlichen Ausflüge Richtung Americana, wie sie beispielsweise in „Wake up“ zu Tage treten, stehen MICHAEL LANE sehr gut und wirken nicht zuletzt durch seinen sprachlichen Vorteil als Deutsch-Amerikaner erstaunlich authentisch. Vielleicht wird es also über Umwege doch noch etwas mit dem Durchbruch – in diesem Fall wäre er auf jeden Fall ehrlich erarbeitet und nicht bloß einem medialen Hype geschuldet.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.