Selten wurde über ein Konzert so viel im Vorfeld geredet wie über dieses. Wurde auf der einen Seite die zu große Location kritisiert, sprachen andere bereits vom besten Band-Package des Jahres, während die dritten zweifelten, ob PROTOMARTYR spätestens mit ihrem neuen Album „Relatives in descent“ der Hauptband METZ nicht den Rang ablaufen würden.
Pünktlich um neun begannen PROTOMARTYR mit dem ruhigen „My children“, das den perfekten Opener für ihr Set darstellte, das größtenteils aus neuem Material bestand. Was ich an der Band aus Detroit so großartig finde, sind ihre vielseitigen Wurzeln. Mit dem einen Fuß noch im Post-Punk der Siebziger, hört man an anderer Stelle Einflüsse aus dem New Wave und dem Art-Punk, während musikalische Wurzeln ebenso bei den großartigen MISSION OF BURMA auszumachen sind. Dass ich nach dem Konzert sogar Vergleiche mit den SLEAFORD MODS gehört habe, mag an dem erzählenden Singsang von Joe Casey liegen, der in seiner Bühnen-Performance wie eine Mischung aus Al Bundy und einem frustriertem englischen Fußballtrainer rüberkommt. Gleichzeitig unterstützt Caseys leicht gereizt wirkende Art den unterschwellig aggressiven Sound von PROTOMARTYR, der immer kurz vor dem Ausbruch zu sein scheint, aber doch stets zurückgehalten wirkt und zeitgleich von einnehmenden Gitarrenmelodien untermalt wird.
So war die Stimmung bereits beim Support großartig, wobei nachträglich festzustellen bleibt, dass beide Bands in Sachen Spielzeit gleichberechtigt waren und PROTOMARTYR im Grunde also nicht als klassische „Vorband“ zu betrachten sind. Dennoch lag die Messlatte für METZ in Sachen Publikumsresonanz zu Beginn ihres Konzertes ziemlich hoch, doch es stellte sich bereits nach drei Songs heraus, dass das Trio nichts an Intensität eingebüßt hat. „The swimmer“, „Mess of wires“ und „Drained lake“ direkt hintereinander – definitiv keine Zeit zum Durchatmen. Aber das hatten die Kanadier auch gar nicht vor. Während Bassist Chris Slorach von Größe und Statur an Pete Steele erinnert, hüpfte er über die Bühne wie ein Flummi, während Sänger und Gitarrist Alex Edkins bereits zur Hälfte des Gigs sein Hemd komplett durchgeschwitzt hatte. Dass nach einer Stunde ohne Zugabe Schluss war, darf man METZ nicht verübeln. Dafür gab es 60 Minuten knüppelharten Noiserock, die Verzerrung am Bass bis am Anschlag und die Amps natürlich alle auf 11 und nicht auf 10. Und zur Freude der Zuschauer konnten sich auch die Preise am Merchstand sehen lassen. Tapes für 5€ und Kunstdrucke für ’nen Zehner – das sieht man heutzutage leider nicht mehr allzu oft.