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MEGAHERZ – Götterdämmerung

Wir schreiben das Jahr 2012, und von dem, was Mitte der Neunziger Jahre unter dem Namen Neue Deutsche Härte für großes Aufsehen in der deutschen Rockszene sorgte, ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben: SCHWEISSER führen seit ihrer Reunion vor einigen Jahren ein Schattendasein, OOMPH! konnten an ihre früheren, kurzfristigen Chart-Erfolge nie wieder anknüpfen und singen mittlerweile lieber auf Englisch, und das vermeintliche NDH-Flaggschiff RAMMSTEIN hat längst im Mainstream-Hafen angedockt und schockiert schon lange nicht mehr mit kontroversen Texten, sondern höchstens noch durch horrende Eintrittspreise bei Konzerten.
An MEGAHERZ dagegen scheinen die letzten Jahre spurlos vorbei gegangen zu sein, denn auf ihrem mittlerweile siebten Album „Götterdämmerung“ setzt die Band ihren Weg unbeirrt fort und haut ihren Hörern nach wie vor die altbewährte Mischung aus brachialen Stakkato-Gitarren, poppigen Melodiebögen, kühlen Synthesizer-Effekten, theatralischem Gesang und teils krachledernen Songtiteln um die Ohren. Warum sollte man das Rad auch neu erfinden, wenn das alte doch so gut rollt? Stücke wie „Jagdzeit“, „Prellbock“, „Herz aus Gold“ oder „Rabenvater“ dürften die treue Fangemeinde auf jeden Fall problemlos zufriedenzustellen. Für alle anderen dagegen dürfte das Ergebnis ungefähr so spannend sein wie der dritte lauwarme Aufguss eines Kamillentee-Beutels. Und so bleibt es auch für mich persönlich leider bei der Erkenntnis, dass die Neue Deutsche Härte ihren Zenit bereits vor einem guten Jahrzehnt überschritten hat.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.