Mit schöner Regelmäßigkeit, zum Glück, schneien MAXIMO PARK mit neuen Songs ins Haus. „Risk to exist“ ist bereits Album Nummer sieben (das Outtakes-Album „Missing songs“ eingerechnet) seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2005. Seitdem ist eine lange Zeit vergangen. Zeit, in der die Band immer live unterwegs war und unentwegt versuchte, relevant zu bleiben. Überhits wie „Apply some pressure“, „The coast is always changing“ oder “Going missing”, die immer noch zu den Höhepunkten von ihren Konzerten gehören, waren lange eine schwere Bürde. Dabei haben MAXIMO PARK immer sauber abgeliefert. „Our earthly pleasures“ war gespickt mit Hits und insgesamt das bisher stärkste Album. Die Alben danach hatten es also doppelt schwer. Kein „Apply some pressure“, kein „Books from boxes“, man war beim ersten Hören stets leicht enttäuscht. Eine Fehleinschätzung, denn im Rückblick sind „Quicken the heart“ und „The national health“ starke Alben ohne wirkliche Ausfälle. Erst das letzte Album „Too much information“ schwächelte. Die Band experimentierte und verzettelte sich dabei teilweise. Man durfte sich zu Recht Sorgen um die Zukunft machen.
Und nun „Rist to exist“. Aufgenommen überwiegend live im Studio von WILCO, hat die Band aus Newcastle ihre Mitte wieder gefunden. Der Einstieg ist beim ersten Hören gewöhnungsbedürftig. Seltsam leicht, entspannt und funky jammen sich MAXIMO PARK mit „What did we do to deserve this?“ ein. Das muss man erst mal mögen. Nach mehreren Durchläufen, die man dem Album unbedingt gönnen sollte, sieht man die Sache jedoch schon ganz anders. Überhaupt ist das Album ein echter Grower. Typische MAXIMO PARK-Songs wie „Get high (No, I don’t)“ und der Titelsong klingen wie alte Freunde, doch die wirklichen Perlen sind „Work and wait“ (mit PIXIES-Gedächnisintro), das rhythmisch spannende „The hero“, „Make what you can“ oder „Alchemy“, die auch problemlos auf das erste oder zweite Album gepasst hätten. Trotzdem sind diese Songs 2017 relevant, nicht nur aufgrund der Texte von Paul Smith, und keine Spur verkrampft. Was auffällt, ist, dass sie allgemein weniger nervös, eckig und zickig, dafür spannend, hochmelodisch, kompakt und vor allem überraschend sind. Nicht nur der Funk im ersten Song oder in „Respond to the feeling“ harmoniert prächtig mit den alten Trademarks, auch die Bläser (!) fügen sich super ein. Kleine Kniffe wie ungewöhnliche Takte oder sich zum Ende hin gänzlich anders entwickelnde Songs („I’ll be around“ und „The hero“) sägen subtil am schönen Schein. Ganz besonders hervorzuheben ist zudem das großartige Bassspiel von Paul Rafferty, dem HOT CLUB DE PARIS-Frontmann, der die Band seit geraumer Zeit schon live begleitet und nun auch die Albumsessions bestritten hat. Last but not least ist Paul Smiths ein toller Sänger, mit dem eigentlich nichts schief gehen kann. Früher war mehr Gitarre, ja, aber 2017 hört man auf „Risk to exist“ einer ausgefuchsten Band beim gemeinsamen Spaß haben zu.