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MARTIN KOHLSTEDT – Flur

Hat Musik eine Relevanz? Und woran genau macht man sie fest? Diese Frage stellte ich mir beim Hören von „Flur“, dem neuen Album von MARTIN KOHLSTEDT. Den Weimarer Pianisten verfolge ich bereits seit Januar 2014, als ich ihn, man höre und staune, in der kleinen Astrastube unter der Sternbrücke erstmals live sah. Wie ich damals auf ihn aufmerksam geworden bin, kann ich heute nicht mehr nachvollziehen. Zu dem Zeitpunkt hatte er erst sein Debütalbum „Tag“ und ein dazu gehöriges Remix-Album auf seinem eigenen Label Edition Kohlstedt veröffentlicht. Sein Auftritt im schummerigen Licht des verrauchten Clubs, wo normalerweise eher laute Konzerte stattfinden, muss aber Eindruck hinterlassen haben. Jedenfalls habe ich ihn seitdem sechsmal live gesehen, zuletzt (man höre und staune erneut) im großen Saal der ausverkauften Elbphilharmonie. Man kann hier also durchaus von einer erfolgreichen Karriere sprechen.
Sein letztes Album „Strom“ erschien erneut auf seinem eigenen Label, jedoch mit Rough Trade als starkem Vertrieb im Rücken. Nun liegt mir also sein neues Album „Flur“ vor, inzwischen ist MARTIN KOHLSTEDT beim großen Label Warner Classics untergekommen. Doch komischerweise rauscht „Flur“ beim ersten Hören nahezu unbemerkt an mir vorbei. Woran das liegt? Wurden seine zarten Pianoklänge in der Produktion einfach zu weichgezeichnet? Oder habe ich in den vergangenen Jahren einfach zu viel Neoklassik gehört? Dass es einen kleinen Hype um dieses Subgenre gab, dürfte dem ein oder anderem sicher aufgefallen sein. Also zum Vergleich noch mal sein Debütalbum anhören. Stilistisch sind die Unterschiede gar nicht so groß wie ich zunächst dachte. Verglichen mit „Strom“ wurde hier auf die elektronischen Elemente verzichtet. Waren die alten Stücke vielleicht aus songwriterischer Sicht einfach einnehmender?
Nachdem ich der Frage auf den Grund gehen wollte und mir das aktuelle Album mehrfach zu Gemüte führte, fiel mir auf, dass auch die neuen Songs immer mehr Wiedererkennungswert entfalteten und mir immer besser gefallen. Vielleicht liegt die Lösung einfach doch in dem, was wir zulassen wollen. Wie sagte Deutschlands bester Sommelier Maximilian Wilm so schön im Interview? „Wein muss Spaß machen, und man sollte häufiger auf sein Herz als auf seinen Kopf hören!“ Gut möglich, dass es mit der Musik von MARTIN KOHLSTEDT ähnlich ist.