MALTE VON GRIESGRAM – Das kleine Schwarze

Eine warme Gitarre. Eine Stimme zwischen SENORE MATZE ROSSI, GÖTZ WIDMANN und PHILLIP POISEL. So beginnt „Das kleine Schwarze“, das zweite Album von MALTE VON GRIESGRAM. Was kein adeliger Name ist, sondern nur so klingt. Nein, Malte aus Köln erweist hier seiner alten Punkband GRIESGRAM die Ehre und macht sich nun selbstständig auf die Socken, die Bühnen dieser Welt zu erobern. Auf den Spuren von CHUCK RAGAN und Konsorten.
Deutsche Texte, nah am Menschen, wohl auch nah an sich selbst. Ein bleibender Eindruck brennt sich in die Ohren und fordert ein weiteres Hören heraus. Aus „Das kleine Schwarze“ spricht ein hohes Maß an Leben, Echtheit und dem Willen, etwas mitzuteilen. Wer kennt sie nicht, die Momente, wenn man zu Hause alleine Musik hört und einfach jemand fehlt („Du fehlst hier“)? Oder die Probleme, die die Liebe so mit sich bringt und die man doch eigentlich gar nicht gewollt hat („Im Sommer“)?
Ein Mann mit seiner Gitarre, seiner Stimme und seinen Texten über die großen und kleinen Katastrophen des alltäglichen Lebens, ohne dabei pathetisch zu werden oder gar ins Klischee abzurutschen. Ein Liedermacher der etwas melancholischeren Art, der es dennoch schafft, immer wieder Mut zu machen. Also ein bisschen wie die 2010er-Version von MARCUS WIEBUSCHs „Hippiekacke“.
Bei all diesen positiven Eigenschaften kann man als Rezensent auch mal über die kleinen Produktionsmängel oder den ein oder anderen nicht ganz perfekt gesetzten Ton hinwegsehen. Denn wer braucht schon Perfektionismus, wenn er Emotionen haben kann. Und mit denen geizt MALTE VON GRIESGRAM mal gar nicht. Das Einzige, was mir ein wenig fehlt, ist ein Song, der von der Instrumentierung total heraussticht und eine echte Überraschung bietet.
Dennoch packen die zwölf stets mit einer virtuos angeschlagenen oder gezupften Gitarre vorgetragenen Songs auf „Das kleine Schwarze“ jeden, der sich für die handgemachte, echte und hautnahe Version von Musik ohne mainstreamige Verpackung interessiert. „Noch ist nichts verloren“, wenn es sie noch gibt. Ein Download sei daher all diesen Menschen angeraten.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.