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MÄNNI – Niete

 
„Ich hab ans Leben so viele Fragen, aber die wichtigste ist: Willst du mich verarschen?!?“ Der Mann, der diese Frage stellt, heißt MÄNNI, und vermutlich stellt er sie zurecht. Denn nachdem er nach vielen Jahren als mehr oder weniger erfolgsloser Autodidakt-Musiker endlich an einem Punkt angelangt war, ab dem es einigermaßen zu laufen schien, wurde er durch die Corona-Pandemie jäh wieder ausgebremst. Zwar war er mit Sicherheit nicht die einzige Musik-schaffende Person, die dieses Schicksal ereilte, doch jemanden, der irgendwann die Schule geschmissen hat, um sich in der Folgezeit voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren, trifft ein solches Ereignis sicherlich noch ein ganzes Stück härter als jemanden, der noch einen Plan B in der Tasche hat. Aber gerade diese Art von Aufs und Abs, die sich offenbar wie ein roter Faden durch seinen Lebenslauf ziehen, bilden möglicherweise das Erfolgsrezept seines Schaffens, denn der Aachener präsentiert sich in seinen Texten als grundsympathisches Stehauf-Männ(i)chen, das mit Humor und Selbstironie den Herausforderungen des Lebens jedes Mal aufs Neue trotzt. Sei es sein Hang zum alkoholischen „Über-die-Stränge-Schlagen“, der nach hinten losgehende Versuch zur Optimierung charakterlicher Unzulänglichkeiten oder das ständige Verursachen von Chaos und Unordnung – all dies thematisiert MÄNNI in so liebenswerter Art und Weise, dass man als Hörende*r gar nicht drum herumkommt, mit ihm und seinem Schicksal mitzufiebern (und sich möglicherweise sogar ein klein wenig darin wiederzuerkennen). Dennoch schafft er es auch immer wieder, eine klare politische Haltung einzunehmen, wie beispielsweise seiner Sympathiebekundung mit der „Fridays for Future“-Bewegung („Freche Kids“), oder dem antifaschistisch motivierten „Jetzt erst recht“, das aus meiner Sicht so etwas wie die Fortsetzung des Songs „Schnauze voll“ darstellt, welcher auf dem Vorgängeralbum „Mir tut alles weh“ enthalten ist. Musikalisch bleibt sich MÄNNI im Vergleich zu diesem übrigens treu, was soviel bedeutet, dass es auch auf „Niete“ wieder geradlinigen, hochmelodischen Gute-Laune-Punkrock zu hören gibt, der garantiert seinen Weg auf die Liste meiner jährlichen Album-Highlights finden wird. Und vielleicht ja auch auf eure.
 

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.