Wenn die Hauptband mal wieder Pause macht, bleibt endlich genügend Zeit, um sich Nebenprojekten zu widmen. So auch im Fall von LULU & DIE EINHORNFARM, deren Sängerin in den letzten Jahren mit DIE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM die deutsche Musikszene kräftig aufgemischt hat. Anstelle des gewohnten Electroclashes bietet „Ihr seid alle scheiße“ nun astreinen Rotzgören-Punk, der Otto Normalverbraucher mit ausgestrecktem Mittelfinger vors Schienbein tritt. Was Lulus Gesang betrifft, so liegt das Infoschreiben mit dem Vergleich „wie NENA auf Speed“ gar nicht mal so falsch, und die schnörkellose Instrumentierung von Liedern wie „Essen, Ficken, Fernsehgucken“ oder „Deutschland, du Opfer“ gefällt mir sogar ausgesprochen gut. Womit ich hingegen wenig anfangen kann sind die Texte, die stellenweise doch ziemlich stark an Charlotte Roche´s „Feuchtgebiete“-Roman erinnern. Hier gehöre ich definitiv nicht zur Zielgruppe, abgesehen davon gibt es aus musikalisch Sicht wie bereits angedeutet nicht viel auszusetzen.